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Klasse – wir treffen uns! 70 Jahre Lehrerausbildung

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Die Wurzeln der Lehrerausbildung reichen in Hildesheim weit zurück. „Der Jahreswechsel 1945/46 unmittelbar nach Gründung des Landes Niedersachsen hat für die Stiftung Universität Hildesheim eine hohe Bedeutung“, sagt Markus Langer, der an der Uni für die Universitätsförderung verantwortlich ist und derzeit einen Festakt für Freunde, Förderer und Ehemalige der Universität Hildesheim vorbereitet. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann – 20 Kilometer entfernt – der Studienbetrieb in den „Alfelder Kursen der Pädagogischen Hochschule Hildesheim“, denn im zerstörten Hildesheim waren keine geeigneten Gebäude vorhanden. Aus ihr ging 1978 die wissenschaftliche Hochschule und später die Universität Hildesheim hervor. Frühe Schulpraxis ist seit Gründung der Hochschule bis heute Teil der Lehrerausbildung. „Die ‚Alfelder Grundlagen' sind es gewesen, welche die Universität Hildesheim zu dem gemacht haben, was sie heute in der niedersächsischen Bildungslandschaft ist", so Dr. Uwe Thomas, Vorsitzender des Stiftungsrates der Universität und Präsident von Bosch Automotive Aftermarket. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums möchte die Universität nun erfahren:
Was wurde aus den Studierenden, die seit den 50er Jahren hier gelernt haben? Wie erleben Studierende heute die Lehrerausbildung? Wie erleben junge Lehrkräfte den Start in Schulen in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt oder Berlin? Als erste Absolventin des Studiengangs Kulturpädagogik erinnert sich Lore Auerbach an die Anfangsjahre zurück. „Dieser Studiengang wurde gerade erst aus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule heraus entwickelt. Vieles wurde improvisiert, es gab erst sehr wenige Studierende. Die Seminare waren klein, Studierende und Lehrende kannten sich alle. Man hatte das Gefühl, an etwas Neuem mitzugestalten“, so Auerbach. Sie wünscht für die Zukunft der Stiftungsuniversität, dass diese auch weiterhin innovative Studiengänge entwickelt. Die Universität lädt alle ehemaligen Studierenden, Freunde und Förderer am Sonnabend, 16. Januar 2016, ab 11:00 Uhr zu einer Festveranstaltung nach Hildesheim ein. Gemeinsam kehren die Teilnehmer zu den Anfängen zurück und erleben die Entwicklung der Hochschule. Der zweistündige Festakt auf dem Gelände des Hauptcampus bietet Raum für Austausch (weitere Informationen zum Festakt: 70 Jahre Lehrerausbildung). Wer Interesse hat, kann an einer Vorabendveranstaltung oder einer Stadtführung durch Alfeld und Hildesheim teilnehmen. Wer sich aktiv an der Veranstaltung mit Ideen einbringen und zum Beispiel ein Jahrgangstreffen organisieren möchte, kann sich an Maike Becker wenden. Sie sammelt auch besondere Geschichten und Erinnerungen aus der eigenen Studienzeit oder an den Beruf in der Schule, die man per E-Mail oder Post zusenden kann. Texte und Bilder werden ggf. ganz oder in Auszügen veröffentlicht. Dabei sucht die Uni nicht nur Schilderungen aus den 50er Jahren, sondern gerade auch aus den Jahren 1960 bis 2000 sowie Schilderungen von aktuell tätigen Lehrkräften oder Referendaren, die an der Uni studiert haben. Mit der 70-Jahr-Feier für Absolventinnen und Absolventen aller Fächer und aller Jahrgänge der Universität und ihrer Vorgängereinrichtung startet auch ein bundesweites Ehemaligen-Netzwerk. Alumni können sich online registrieren und werden über aktuelle Entwicklungen informiert. Wer sich online registriert, erhält über diesen Weg auch eine persönliche Einladung zum Festakt im Januar. Interessierte erreichen Maike Becker per E-Mail (maike.becker@uni-hildesheim.de) oder auch telefonisch (05121 883-90132). Auch der Postweg (Universität Hildesheim, z.Hd. Maike Becker, Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim) steht Ehemaligen für die Registrierung und Anfragen zur Verfügung.

Hintergrund / Hildesheimer Lehrerausbildung heute

Lehramtsstudierende sind im ersten Studienjahr jeden Freitag im Klassenzimmer. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim 500 Lehramtsstudierende starten jeden Herbst in ihr erstes Studienjahr. Sie sind mittwochs im Hörsaal – und freitags im Klassenzimmer: Die Lehramtsstudierenden der Uni Hildesheim sind im ersten Studienjahr einmal in der Woche in der Schule, das ist bundesweit besonders. Um dies zu gewährleisten arbeitet die Universität eng mit Partnerschulen zusammen. In den „Schulpraktischen Studien“ beobachten die angehenden Lehrkräfte in einer studentischen Kleingruppe im ersten Studienjahr jeden Freitag Unterricht und sprechen darüber mit einer Lehrkraft und mit Lehrenden aus den Erziehungswissenschaften in Seminaren. Die Studierenden erhalten früh Einblicke in die Schulrealität, können die Berufswahl überprüfen und reflektieren. Im zweiten Semester halten sie eine erste Unterrichtsstunde. Mit etwa 2600 Studierenden bildet die Stiftung Universität Hildesheim rund ein Drittel der niedersächsischen Grund-, Haupt- und Realschullehrer aus. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Individuelle Förderung und Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer. Die Universität arbeitet in weiteren Praxisphasen im Verlauf des Studiums mit 250 Partnerschulen in Hannover, Hildesheim und der Region zusammen. Mehr erfahren: „Willkommen im Schulalltag. Wie die Universität Hildesheim Lehrerinnen und Lehrer ausbildet", Reportagen und Interviews (Seite 46 bis 67) im Magazin der Universität Hildesheim, 2015 Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Literarisches Schreiben: Der Stift und das Papier

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Im Luchterhand-Literaturverlag ist ein neuer Roman von Hanns-Josef Ortheil erschienen. „Der Stift und das Papier. Roman einer Passion" (384 Seiten, 2015) ist zum NDR-„Buch des Monats“ gewählt worden. Er erforsche „so genau wie bisher in noch keinem seiner Bücher den Prozess des Schreibens", so der NDR. „Anhand der Quellen kann man genau verfolgen, wie ein Kind aus dem Nichts heraus langsam Fortschritte macht, die ersten Sätze schreibt und sehr rasch begreift, welche Möglichkeiten des Ausdrucks im Schreiben und in der Sprache zu entdecken sind“, sagt Hanns-Josef Ortheil. In einem halbstündigen Gespräch mit Katja Weise von NDR Kultur gibt der Schriftsteller Einblicke in sein literarisches Schaffen (zum Interview vom 14. November 2015). In seinem jüngsten Roman skizziert der Schriftsteller, wie er zum Schreiben gelangt ist und wie er – angeleitet und begleitet von seinen Eltern – zurück in die Sprache findet. „Etwa seit meinem dritten Lebensjahr hatte ich kein Wort gesprochen, so wie auch meine Mutter in diesen frühen Kinderjahren nicht gesprochen hatte. […] Die vielen Zettel (manchmal zwanzig, dreißig am Tag) waren das einzige Mittel der Kommunikation in unserer Familie gewesen. […] Andere Menschen dagegen konnte ich natürlich zu den verschiedensten Gelegenheiten beim Sprechen beobachten. Ich hörte, wie unterschiedlich sie sprachen: hell, dunkel, langsam, holprig, mit vielen oder wenigen Pausen, lebhaft, stockend. […]“, schreibt Ortheil (S.8 f, Zitat aus „Der Stift und das Papier“). Ebenfalls um das Schreiben und seine Theorie und Praxis kreist Ortheils Buch „Die Pariser Abende des Roland Barthes. Eine Hommage“ (115 Seiten, 2015). Roland Barthes war „mein großer Lehrer“, sagt Ortheil. Der französische Literat und Kulturtheoretiker wäre in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden. Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis und zuletzt dem Stefan-Andres-Preis. Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt. Hanns-Josef Ortheil lehrt seit 25 Jahren an der Universität Hildesheim Kreatives und Literarisches Schreiben. Mit Studierenden arbeitet er zum Beispiel in einem Seminar an der Weiterentwicklung der „edition Pächterhaus“. Die Studentinnen und Studenten lernen Verlagstätigkeiten in der eigenen Praxis kennen – vom Lektorat über die Werbung bis zur Herstellung. Sie besuchen gemeinsam kleinere und große belletristische Verlage, um sich vor Ort über deren Strukturen und Tätigkeitsfelder zu informieren. Zur Leseprobe „Der Stift und das Papier“ Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Die Welt als Bühne: Freies Theater in Europa

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„Das Besondere des freien Theaters in Europa ist, dass es in vielen Ländern eine gesellschaftspolitische Rolle spielt und zur Verbreitung sowie Vermittlung der Darstellenden Künste beiträgt. In Dänemark, Belgien und osteuropäischen Ländern wie Kroatien und Serbien zum Beispiel erreicht das freie Theater die meisten Menschen“, sagt Wolfgang Schneider, Professor für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim. Blickt man auf die Lage in Deutschland so stehen etwa 150 Stadt- und Staatstheater den rund 1000 freien Theatern gegenüber. „Wir haben ein Parallelsystem. Freies Theater wird in erster Linie über Projektförderung öffentlich unterstützt. Wir beobachten auch die zunehmende Förderung von Gastspielen und Festivals. Es gibt Beziehungen untereinander, aber so recht ist es kulturpolitisch nicht gelungen, freies und institutionelles Theater zu einer Theaterlandschaft weiterzuentwickeln.“ Zwar entstehen Kooperationen, die zum Beispiel im Programm „Doppelpass“ durch die Bundeskulturstiftung gefördert werden, aber die Erfahrung nach fünf Jahren zeige, dass die Zusammenarbeit zwischen freien Gruppen und Stadttheatern „nicht genug nachhaltig ist“. „Die Vermessung der dramatischen Welt hat noch nicht stattgefunden. Allzu oft sind es die großen Apparate, die die Lufthoheit in der Kulturpolitik geltend machen, all zu wenig wird ein Zusammendenken gepflegt oder gar ein Zusammentun ausprobiert“, sagt Schneider, der sich mit Kulturpolitik für das Theater befasst. Dabei habe die Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages schon 2007 in ihrem Abschlussbericht formuliert, dass sie Ländern und Kommunen empfiehlt, „regionale Theaterentwicklungsplanungen zu erstellen, mittelfristig umzusetzen und langfristig die Förderung auch darauf auszurichten, inwiefern die Theater, Kulturorchester und Opern auch Kulturvermittlung betreiben, um möglichst breite Schichten der Bevölkerung zu erreichen.“ (Deutscher Bundestag 2008). „Ausdrücklich wird auf die Vielfalt an Kooperationen, Netzwerken und Modellen hingewiesen, diese zu stärken“, so Schneider. „Die Kommunen klagen über klamme Kassen und kennen nur noch Kennzahlen, fordern Platzauslastung und kürzen künstlerische Etats – an den Strukturen ändern sie rein gar nichts.“ Professor Schneider versucht in der Lehre, etwa mit Veranstaltungen wie „Theater entwickeln und planen“ junge Kultur- und Theaterwissenschaftler dabei zu unterstützen, „mutig ihre Erkenntnisse von der Geschichte von Ästhetik und Dramaturgie der Darstellenden Künste in den Strukturen von Politik und Management der Theater zu überprüfen, zu diskutieren und zu bewerten“. „Kaum eine der Künste ist so grenzüberschreitend organisiert wie das Theater“, sagt Wolfgang Schneider. Europa habe „durch das Theater zusammengefunden“, auch dank der Mobilität. „Aufführungen finden nicht nur an den Produktionsstätten statt, Aufführungen touren. In der Region, im Lande, im europäischen Ausland. Ein Prinzip des Theaters in Europa ist die Pflege des Gastspiels. Ich behaupte, die Theaterkünstler sind nicht nur Botschafter ihrer Geschichten, sie sind auch Botschafter von Zeitgeist und Diskursen, sie sind Botschafter einer europäischen Idee des permanenten Dialogs.“ Über die Lage des Freien Theaters in Deutschland und Europa diskutieren Fachleute auf der Konferenz „Independent Theatre in contemporary Europe: structures – aesthetics – cultural policy“ (Freies Theater im Europa der Gegenwart: Strukturen – Ästhetik – Kulturpolitik“), die am 2. Dezember 2015 eröffnet wird. Bis zum 4. Dezember tagen etwa 80 Fachleute aus Schweden, Ungarn, Österreich, Slowenien, Niederlande, Tschechien und Deutschland auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg der Universität Hildesheim. Das deutsche Zentrum des Internationalen Theaterinstituts (ITI) und das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim veranstalten die Konferenz. Die Konferenzsprache ist Englisch. Am Abend bringt die freie Hildesheimer Gruppe „Voll:milch“ die Performance „Refugee Homecare“ auf die Bühne. Sie zeigen, wie man gesellschaftliche Relevanz und sprachliche Vielfalt in Probenprozesse  und eine zeitgenössische Theaterproduktion einbinden kann. Gesprochen wird in Arabisch, Englisch und Deutsch. „Oft steht das institutionalisierte Theater im Fokus“, so Wolfgang Schneider. Daher haben Arbeitsgruppen drei Jahre lang die Entwicklung des Freien Theaters in europäischen Ländern untersucht. Das Forschungsprojekt wird vom Doyen der deutschen Theaterwissenschaft, Professor Manfred Brauneck, geleitet und der italienisch-schweizerischen Balzan-Stiftung gefördert. Zu den Universitäten, die sich mit einzelnen Forschungsfragen befassen, gehört neben Berlin, Leipzig und Hamburg auch Hildesheim. Sie erfassen, wie sich das osteuropäische Theater, das Tanztheater, das Kinder- und Jugendtheater entwickelt. An der Teilstudie „Postmigrantisches Theater“ arbeitet die in Hildesheim promovierte Wissenschaftlerin Dr. Azadeh Sharifi. Auf der Hildesheimer Konferenz stellen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmals gemeinsam ihre Forschungsergebnisse vor und diskutieren sie mit Fachleuten der europäischen Theaterlandschaft. Die Studien werden in dem zweibändigen Werk „Das Freie Theater im Europa der Gegenwart" dokumentiert. Die deutsche und englische Fassung gibt einen umfassenden Überblick über die Formen und Strukturen des freien Theaters. Die Konferenz bringt auch Fachleute von mehreren kulturwissenschaftlichen Instituten der Hildesheimer Universität zusammen: Professor Matthias Rebstock forscht über zeitgenössisches Musiktheater und Professorin Geesche Wartemann über Kinder- und Jugendtheater, Professor Jens Roselt befasst sich mit Ästhetik des zeitgenössischen Theaters, mit Probenprozessen und Räumen des Theaters. Henning Fülle, der in Hildesheim über das freie Theater in Deutschland vor kurzem promoviert hat, gibt in diesem Zusammenhang auch einen Einblick in das Forschungsvorhaben „Archiv des freien Theaters“. Dabei blicken Wissenschaftler vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim auf die Theatergeschichte zurück. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kunst- und Kulturministerien der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg und Sachsen sowie die Stiftung Niedersachsen und weitere Projektträger, darunter der Bundesverband Freier Theater und der Dachverband Tanz, fördern seit 2015 eine Studie zum Bestandsüberblick über die Sammlungen und Materialien des Freien Theaters.

Konferenz:

Prof. Jens Roselt und Prof. Annemarie Matzke forschen über Proben im Theater. Foto: Andreas Hartmann Die Konferenz „Independent Theatre in contemporary Europe“ findet vom 2. bis 4. Dezember 2015 an der Universität Hildesheim (Kulturcampus Domäne Marienburg, Domänenstraße, 31141 Hildesheim) statt. Das Programm findet man online. Die Konferenzsprache ist Englisch. Hildesheimer Studierende vom Institut für Kulturpolitik werden von der Konferenz auf www.theaterpolitik.de berichten.

Lesetipp: Auf dem Weg zu einer Theaterlandschaft

„Steppengesänge" wurde von Studierenden im Kollektiv erarbeitet. Foto: Körber-Stiftung/Krafft Angerer Ein aktueller Beitrag „Auf dem Weg zu einer Theaterlandschaft: Kulturpolitische Überlegungen zur Förderung der Darstellenden Künste“ von Wolfgang Schneider erscheint in dem zweibändigen Werk „Das Freie Theater im Europa der Gegenwart“ (Bielefeld 2016). Der Hildesheimer Professor für Kulturpolitik äußert sich zu diesen Bereichen: Theater entwickeln und planen, Theaterkooperationen als europäische Impulse, Theater und Migration, Kindertheater und Jugendtheater, Theaterförderung im europäischen Vergleich, Theaterentwicklungsplanung als Modell, die Top Ten der Förderung des Freien Theaters. Er fordert: „Freies Theater braucht Kulturpolitik!". Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Vielfalt im Lehrerzimmer: Orientierungstage für Jugendliche

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An den Standorten Braunschweig, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück bieten die Universitäten und Studienseminare in den nächsten Monaten regionale Orientierungstage an, um Jugendliche – mit Migrationsbiographie oder ohne – Einblicke in den Lehrerberuf zu geben und für das Thema „Vielfalt an Schulen" zu sensibilisieren . Jugendliche können sich noch bis zum 18. Dezember 2015 für die Orientierungstage „Vielfalt im Klassenzimmer = Vielfalt im Lehrerzimmer" bewerben. An der Universität Hildesheim und an Schulen finden die Orientierungstage am Samstag, 16. Januar 2016, und am Donnerstag, 21. Januar 2016, statt. Der zweitägige Kompaktkurs gibt Einblicke in das Lehramtsstudium und zeigt die Chancen des Lehrerberufs. Die Jugendlichen diskutieren mit Professorinnen und Professoren, Lehrkräften und Lehramtsstudierenden. Sie erleben Schule während einer Hospitation aus einer anderen Perspektive. Insgesamt können 20 Jugendliche teilnehmen. Jugendliche, die derzeit die 11., 12., oder 13. Klasse besuchen und Interesse haben, können sich einfach für die Orientierungstage in Hildesheim anmelden (hier geht's zum Bewerbungsbogen.

Vielfalt im Klassenzimmer ist eine Aufgabe für das gesamte Kollegium

Lehrerinnen und Lehrer spielen eine Schlüsselrolle für „gelingende Bildungsintegration, denn sie können ganz maßgeblich zum Wohlbefinden und zum Bildungserfolg ihrer Schüler beitragen", sagt Professorin Viola Georgi vom Zentrum für Bildungsintegration der Universität Hildesheim. Sie untersucht, welche Erwartungen an Lehrkräfte mit einer Migrationsbiographie gerichtet werden und welche Erfahrungen sie im Schulalltag machen. Nur knapp fünf Prozent der Lehrerinnen und Lehrer haben selbst einen Migrationshintergrund. Welche Rolle nehmen Lehrkräfte in der Schule ein, deren Familien zum Beispiel nach Deutschland eingewandert sind, die selbst mehrsprachig aufgewachsen sind oder im Ausland unterrichtet und interkulturelle Erfahrungen gesammelt haben? Die Erziehungswissenschaftlerin Yvonne Rechter von der Universität Hildesheim sagt, dass die Mehrsprachigkeit, die viele Lehrkräfte mitbringen, ein großer Vorteil für das Unterrichten heterogener Schulklassen sei. Letztlich müssten aber alle Lehrkräfte – unabhängig von ihrer Herkunft – lernen, wie sie mit Vielfalt umgehen, sagt Rechter. Sie fördert Lehramtsstudierende beim Sammeln von zusätzlichen Praxiserfahrungen im Studium. In Hildesheim unterstützen Studierende im Projekt „LernKU(h)LT“ seit 2006 Kinder unterschiedlicher Herkunftssprachen im Team. Zwei Mal in der Woche lernen sie gemeinsam in einer Kleingruppe und halten Kontakt zu den Eltern und Lehrkräften. Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Studium in Russland mit DAAD-Stipendium

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In diesem Semester haben Studentinnen und Studenten aus Hildesheim erstmals ihr Studium im Schwerpunkt „deutsch-russische Beziehungen“ an einer russischen Universität begonnen. Der Doppelabschluss im Bereich „Interkulturelle Kommunikation“ der Universitäten Hildesheim und Nowgorod wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Insgesamt vergibt die Universität Hildesheim drei Stipendien an deutsche Studierende und drei Stipendien an russische Studierende pro Jahr. Die Universität Hildesheim unterstützt Studentinnen und Studenten beim Erwerb von russischen Sprachkenntnissen. An der Universität Nowgorod finden die Lehrveranstaltungen in russischer und deutscher Sprache statt. Ein Studienaufenthalt im Ausland sei nicht nur für jene relevant, die später im Ausland arbeiten werden, sagt Beatrix Kreß, Professorin für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Hildesheim. Wer etwa in einem international tätigen Unternehmen arbeitet, müsse interkulturelle Kompetenzen mitbringen. Russisch ist mit etwa 160 Mio. Muttersprachlern eine Weltsprache und Lingua Franca in vielen Ländern. Gerade in politischen Krisenzeiten – etwa aktuell die Lage zwischen Russland, der Europäischen Union und der Ukraine – dürfen der „Austausch zwischen Menschen und die wissenschaftlichen Beziehungen nicht abreißen“, so Kreß. Eine der ersten Studentinnen, die in Hildesheim und Nowgorod studiert ist Nina Henke. Die 22-Jährige studiert an der Universität Hildesheim „Internationales Informationsmanagement“. Seit Herbst 2015 lebt sie im Nordwesten Russlands in der Nähe von St. Petersburg. Ihre Russischkenntnisse waren, als sie sich für das Doppelstudium beworben hat, „noch auf null“. „Die Kultur und die Menschen in diesem Land haben mich schon länger interessiert, da ich viele Freunde mit einem russischen Hintergrund in Deutschland habe. Außerdem war es mir so möglich ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen und eine neue Sprache zu erlernen, in der Hoffnung dies – wie auch Englisch –  flüssig sprechen zu können“, sagt Nina Henke. Es sei „mit sehr viel Arbeit verbunden“, aber sie habe sich vorgenommen „diese Herausforderung zu meistern und sehr gut abzuschließen“. Ein Tag in Nowgorod beginnt mit dem Weg zur Universität. „Da mein Unterrichtsgebäude nur etwa 1,5 km von meinem Wohnort entfernt liegt, gehe ich sehr gerne zu Fuß, oder nehme auch mal den Bus wenn dieser gerade vorbeifährt“, berichtet Nina Henke. Der Unterricht in der Universität sei „anders als in Deutschland“. „Ich verbringe die gesamte Unterrichtswoche in einer Gruppe, wie in einer Klasse, nur das die Räume gewechselt werden.“ Einmal in der Woche geht die Gruppe zwei Stunden zum Sportunterricht. „Meine Uni-Tage sind derzeit noch relativ kurz, da meine russischen Sprachkenntnisse noch nicht sehr gut ausgereift sind.“ Viele Veranstaltungen, die allein auf Russisch stattfinden, besucht sie im nächsten Semester. Aktuell besucht sie Seminare über die Geschichte der deutschen Sprache und Stilistik und baut ihre Sprachkenntnisse im Fremdsprachenunterricht aus. „Außerdem nehme ich an einem Sprachtandem mit einer russischen Studentin und an einem Übersetzungspraktikum teil.“ Es sei „sehr, sehr wichtig, die Wissenschaftsbeziehungen zu pflegen und vor allen Dingen auch durch Austauschprogramme aufrecht zu erhalten“. Sie findet Freunde in Russland, auch außerhalb der Studienzeit, etwa beim gemeinsamen Kochen und vorherigem Einkaufen oder beim gemeinsamen Singen und Gitarre spielen. Sie singt russische Songs und trifft sich mit Studierenden zum „Brettspiel Abend“. „Wir spielen ALIAS oder Mafia. Alles in allem ist es nicht viel anders als Freizeit mit Freunden in Deutschland zu verbringen, nur dass man Kommunikationshürden vorfindet, die es zu überwinden gilt.“ Bis Juli 2016 verbringt sie ihre Zeit im Ausland. „Ich studiere am Universitätscampus Antonovo, dem Standort für das Institut der Philologie. Nicht weit von dort befindet sich das Wohnheim, in dem ich untergekommen bin. Dort habe ich ein eigenes kleines Zimmer, sowie Dusche und Badezimmer. Bereits in Hildesheim hat sie die Sprache einmal in der Woche in einem Kurs an der Volkshochschule erlernt und ist nun im Sprachniveau von A1 bis A2 angekommen. „Es wäre klasse, noch ein breiteres Angebot für Russisch an der Universität Hildesheim anzubieten.“

Deutsch-russische Beziehungen: Doppelstudium und Stipendium

Wer sich für ein Studium „Interkulturelle Kommunikation: deutsch-russische Beziehungen“ und ein DAAD-Stipendium interessiert, kann Professorin Beatrix Kreß kontaktieren (E-Mail: kressb@uni-hildesheim.de). Das Doppelstudium umfasst einen einjährigen Aufenthalt in Nowgorod. Der Studienaufenthalt in Nowgorod findet im 3. und 4. Semester statt. Mit dem Studium kann man sich für eine berufliche Tätigkeit im deutsch-russischen Arbeitsumfeld, etwa in Unternehmen, Hochschulen, im Bildungswesen, in sozialen Institutionen oder in NGOs qualifizieren. Am Ende der Studienzeit erlangen Studierende jeweils einen Abschluss im Bachelorprogramm „Internationales  Informationsmanagement“ der Universität Hildesheim sowie in „Linguistik: Übersetzung und Übersetzungswissenschaft“ der Staatlichen Universität Nowgorod.
Weitere Informationen zum Doppelstudium findet man online (PDF).

Beratung für Studierende: Wie man einen Auslandsaufenthalt plant

Interesse geweckt? Wann und wie man einen Auslandsaufenthalt in das Studium integrieren kann – das Team des International Office berät Studierende, wo es hingehen kann und wie man den Aufenthalt plant und finanziert. Regelmäßig bieten sie „Info-Talks" an, die nächsten im Dezember und Februar. Etwa 150 Erasmus-Partnerhochschulen gehören zum Netzwerk, weltweit arbeitet die Universität mit über 250 Partnerhochschulen zusammen. Türkei, Schweden, Polen, China: Online kann man sich durch Partneruniversitäten, Förderprogramme und Erfahrungsberichte klicken. Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Sprache und Theater: „Diese geteilten Erfahrungen sind ein Schatz, für alle“

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„Du bist dran!“ Ein sechsjähriges Mädchen rennt mit einem Hula-Hoop-Reifen auf Lehramtsstudierende zu, die noch etwas schüchtern auf Bänken sitzen. Sie haben Kuchen und Getränke mitgebracht, ein kleines Buffet steht an einer gelben Wandseite. In den nächsten Monaten wollen sie den Kindern beim Erlernen der deutschen Sprache und beim Ankommen in der Stadt Hildesheim helfen und mit ihnen Theater spielen, es ist das erste Treffen. Reihum ist jeder Student, jede Studentin einmal dran. Das Mädchen nimmt jeden an die Hand, weist einen Platz im Raum zu, zählt laut die Umdrehungen des Reifens mit: 22, 23, 24, 25, 26, 27. Ein Junge blickt in die Runde: „Wer war noch nicht?“. Die Kinder sind kleine Brückenbauer. Selbst erst seit wenigen Monaten in Deutschland, gelingt es ihnen, die Studierenden von den Bänken zu holen. „Es sind einfach Kinder, wie alle anderen Kinder auch. Manche sind schüchtern, andere gar nicht, manche frech, manche wild, manche sanft", sagt Wiebke von Bernstorff. Es komme darauf an, sie als diejenigen wahrzunehmen, die sie sind und werden wollen, ohne sie in vorgefertigte und meist defizitorientierte Schemata wie „traumatisiert“ oder „Opfer“ einzuordnen, so die Wissenschaftlerin. „Das müssen auch die Studierenden erst lernen." Das gemeinsame Theaterspielen sei ein Weg, ohne Sprache auszukommen, oder mit wenig, und dennoch teilzuhaben, sich zu begegnen und zwar gleichberechtigt.

Auf einem Handzettel steht: Wir spielen Theater, jeden Freitag

„Wir spielen Theater, jeden Freitag“ steht auf einem Handzettel, der im Flüchtlingsheim in der Senkingstraße ausliegt. Die Literaturwissenschaftlerin und Theaterpädagogin Wiebke von Bernstorff arbeitet mit ihren Studierenden und jungen Erwachsenen – manche leben seit einigen Wochen, andere seit Monaten in Hildesheim – wöchentlich am Freitag an Theaterszenen. Seit vielen Jahren befasst sie sich mit dem interkulturellen Theaterspielen und bildet am Deutschinstitut Lehramtsstudierende aus. „Der Probenraum im Flüchtlingsheim eignet sich eigentlich gar nicht, das ist ein Schulungsraum, aber das ist egal. Wir stellen Tische beiseite und arbeiten mit unseren Körpern und mit unserer Stimme. Wir erzählen uns Märchen, die älteren, schon länger in Deutschland lebenden Kinder übersetzen für die Kinder, die noch nicht alles verstehen.“ Die Theaterübungen basieren häufig auf Nachahmung, Studierende und Kinder bilden jeweils Paare. Besonders gerne mögen die Kinder Objektimprovisationen, erzählt Wiebke von Bernstorff. Dabei liegt ein Gegenstand in der Mitte, reihum macht jeder etwas mit dem Objekt. „Dabei wird aus einer Kiste zunächst ein Hut, dann ein Stuhl, dann ein Lenkrad. Wir jonglieren nicht mit Sprache, wir benutzen sie einfach.“ Seit zwei Jahren bietet die Wissenschaftlerin diese Lehrveranstaltungen an. „Studierende und Flüchtlinge begegnen sich sehr herzlich und interessiert. Die, die sich einmal eingelassen haben, sind ganz dabei, weil sie merken, dass sie hier als ganzer Mensch gefragt sind. Die Berührungsängste gegenüber dem Ort sind anfangs zwar oft groß. Deshalb fange ich immer mit einem Nachmittag zum Kennenlernen an. Diese Brücke braucht es. Die Anhänglichkeit, mit der die Kinder sich an die Studierenden binden wollen, ist eine neue Erfahrung und ungewohnt“, sagt von Bernstorff. Mit Drei- bis Elfjährigen haben sie letztes Jahr das Märchen „Rapunzel“ inszeniert und zur Weihnachtsfeier aufgeführt. Studierende und Kinder haben die Rollen gemeinsam gespielt und dabei voneinander gelernt. „Dieses Jahr haben wir für die anstehende Weihnachtsfeier mit den Kindern ein eigenes Märchen in Anlehnung an Figuren und Motive aus 'Alice im Wunderland' entwickelt.“ Im Sommersemester hat die Gruppe mit Erwachsenen an Szenen zu griechischen Mythen gearbeitet. Sie haben Szenen entwickelt über Macht und Ohnmacht, Einschluss und Ausschluss.

Improviation – Aus einer Kiste wird zunächst ein Hut, dann ein Stuhl, dann ein Lenkrad

Und wer in das Vorlesungsverzeichnis klickt, landet auch im Wintersemester bei der Lehrveranstaltung von Wiebke von Bernstorff. Voraussetzung sind Spielfreude, Neugierde und Interesse, steht in der Beschreibung. In diesem Wintersemester beschäftigt sich die Gruppe mit Kafka-Texten. Unter ihnen ist zum Beispiel Moussa aus dem Sudan. Er möchte kein Schauspieler werden, erzählt er an einem Nachmittag im Herbst. „Ich spiele jeden Freitag zwei Stunden Theater, ich möchte mit anderen jungen Leuten sprechen. Wir arbeiten an Aufgaben, zum Beispiel spreche ich einen Satz laut und mache dazu eine Bewegung.“ Das Theater habe den Vorteil, dass man „ohne eine gemeinsame Sprache zusammen künstlerisch tätig sein kann“. Es gehe darum, so Wiebke von Bernstorff, sich aufeinander einzulassen. „Den Kindern fällt Vieles zunächst leichter als den Studierenden, denen es zum Teil schwerfällt, als Katze auf dem Boden herum zu jagen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, und schon gar nicht ein Besser oder Schlechter.“ Diese geteilten Erfahrungen seien „ein großer Schatz für alle“. „Ich gehe davon aus, dass das sehr nachhaltige Erfahrungen für die Studierenden sind.“

Es geht darum, sich aufeinander einzulassen

Das bestätigen auch die Lehramtsstudierenden. Seit einem Jahr dabei sind Carolin Schamel und Dennis Schwark. „Wir arbeiten an Szenen, auch mit erwachsenen Flüchtlingen, weil sie hier mehr oder weniger ausharren müssen und nicht rauskommen“, sagt Schamel, die gemeinsam mit Wiebke von Bernstorff und Anna Salgo vom Institut für deutsche Sprache und Literatur, Studierenden der Universität und der Hochschule HAWK auch in der Initiative „Pangea“ mitwirkt. Sie setzen sich ehrenamtlich für geflüchtete Menschen in der Region Hildesheim ein, spielen gemeinsam Theater und machen Sport, sprechen Deutsch, reparieren Fahrräder in der Fahrradwerkstatt und möchten „Wegweiser“ im Alltag sein, etwa bei Behördengängen zur Seite stehen. „Wir wollen den Flüchtlingen das Ankommen in Hildesheim erleichtern, sie willkommen heißen, ihnen helfen, die Strukturen zu verstehen und zu nutzen und sprachliche Grenzen zu durchbrechen“, sagt Wiebke von Bernstorff. Die Sprachwissenschaftlerin Anna Salgo hat zum Beispiel ihr Seminar vom Hörsaal in das Hildesheimer Flüchtlingsheim verlegt. Deutschstudierende haben dreimal wöchentlich eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder angeboten. Musikstudierende bringen ihre Gitarre mit, singen mit den Kindern. „Ich lerne viel im Umgang mit Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, ich muss die Lernsituation, die Aufgaben, die Sprache anpassen“, sagt Josephine Winkler. Die Lehramtsstudentin der Universität Hildesheim war etwa vier Monate jeden Mittwoch im Hildesheimer Flüchtlingsheim und unterstützt Grundschulkinder beim Spracherwerb. „Wir lesen viel mit den Kindern. Wenn etwas Zeit ist, spielen wir Wortspiele, etwa ‚Obstsalat‘. Es fällt auf, dass Kinder ausziehen und neue hinzukommen, die teilweise noch kein Wort Deutsch sprechen, manche leben erst eine Woche hier. Die Kinder sind sehr offen zu uns“, sagt die 21-Jährige, die in Hildesheim Deutsch und Englisch studiert. „Es sind weniger fachliche Mängel, die Sprache ist die Hürde – und das in allen Fächern. Wir intensivieren den Kontakt zu den Schulen der Flüchtlingskinder“, sagt ihre Dozentin Anna Salgo. Gegangen, gesehen, gesessen – in normalen Grammatikseminaren sei das Partizip II recht fern. Es sei toll, die Motivation der Studierenden zu erleben und zu sehen, wie die Studierenden Theorie und Praxis verbinden und ihr im Studium erworbenes Wissen über die deutsche Sprache und ihre Vermittlung anwenden. „Die Studierenden müssen nicht nur großes Engagement und Eigeninitiative sondern vor allem auch Flexibilität und Offenheit mitbringen. Das sind Eigenschaften, die auch in ihrem späteren Beruf als Lehrer und Lehrerinnen wichtig sind“, sagt Salgo. Sie haben Waffeln gebacken und auf dem Campus Spenden gesammelt, um Lernmaterialien zu kaufen, Buntstifte, Radiergummis, Lineale, Bildwörterbücher, Lernspiele. „Teilweise kommen auch Eltern, die einen Deutschkurs besuchen, mit Fragen zu uns“, sagt Josephine Winkler. Manchmal können sie eine Eins-zu-Eins-Betreuung ermöglichen, wenn sehr viele Kinder das Angebot wahrnehmen, arbeiten sie in Gruppen.

Deutsch als Zweitsprache in Hildesheim

Sprache lernen. Das Bild entstand in einer Erstaufnahmestelle in Hildesheim. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim Am Deutschinstitut lehrt und forscht mit Elke Montanari eine Professorin für Deutsch als Zweitsprache, Wissenschaftlerinnen befassen sich mit der Mehrsprachigkeit von Kindern und Jugendlichen. Wer Kontakt aufnehmen möchte oder Fragen zu Zweitspracherwerb und zu dem gemeinsamen Theaterspielen hat, kann sich bei Wiebke von Bernstorff (bernstor@uni-hildesheim.de) und Elke Montanari (elke.montanari@uni-hildesheim.de) melden.

Kontakt zur Initiative Pangea

Ankommen und Weiterkommen in Hildesheim: Studierende, die sich beteiligen und mit Ideen sowie Aktionen einbringen wollen, sind herzlich willkommen (E-Mail: pan.gea@gmx.de).

Bildungsteilhabe nach der Flucht

Weitere Informationen findet man auf der Internetseite des Zentrums für Bildungsintegration. Lehramtsstudentinnen und Studenten, die Erwachsene, Familien und Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen möchten, können ihr Sozialpraktikum in der Erstaufnahmestelle in Hildesheim absolvieren. Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Graduiertenkolleg startet: „Wir wollen selbst dabei klüger werden“

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Das Graduiertenkolleg „Gender und Bildung" startet in eine zweite Runde. Das Kolleg ist erneut interdisziplinär ausgerichtet und fördert Promotionsprojekte aus den Erziehungs- und Sozialwissenschaften, den Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaften. „Ich hoffe, Sie, liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten können die nächsten drei Jahre gut nutzen. Sie haben einen enormen Freiraum, um zu forschen und ihre Schwerpunkte zu entwickeln“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Silvia Lange. Professorinnen und Professoren mehrerer Fachrichtungen begleiten die Promovierenden an der Universität Hildesheim. Es gebe „genügend zu erforschen“, sagt Professor Toni Tholen. „Auf vielen Ebenen des Bildungssystems und in Medien können wir die (Re-)Produktion von problematisierwürdigen Geschlechterpraktiken und Geschlechterbildern beobachten. Das Graduiertenkolleg bietet vielfältige Möglichkeiten, der Konstruktion von Geschlechterrollen nachzugehen“, so der Literaturwissenschaftler. Das Kolleg ist interdisziplinär, also fachübergreifend, ausgerichtet. Das sei „kein vordergründiges Label, sondern wird gelebt“, sagt Toni Tholen. Er verweist auf die Diskussionsrunden, die in den kommenden Monaten anstehen. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten können sich wissenschaftlich auseinandersetzen – auf Tagungen, in Vorlesungsreihen, Workshops und in Arbeitssitzungen im zweiwöchigen Abstand. „Wir wollen selbst dabei klüger werden“, freut sich Tholen auf den Austausch. Das Graduiertenkolleg – eines der wenigen dieser Art bundesweit – kann durch eine Förderung des Bundesforschungsministeriums und aus Mitteln des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums im Rahmen des Professorinnenprogramm II in eine zweite Runde starten. Insgesamt wurden für die neue Runde acht Promotionsstipendien (monatlich 1250 Euro Unterstützung) vergeben. Die Promovierenden untersuchen in den kommenden drei Jahren zum Beispiel Geschlecht in der Literatur, in der bildenden Kunst, in spirituellen Diskursen und im Computerspiel, Raptexte als Orte informeller Bildung und das Selbstverständnis der Sexualpädagogik der 1980er. Weitere Wissenschaftlerinnen untersuchen, welche Rolle Geschlecht in der Sterbebegleitung spielt und mit welchen Begrifflichkeiten und Verständnissen von Identität in der pädagogischen Praxis gearbeitet wird. Heidi Süß ist eine der Stipendiatinnen. Sie hat in Hildesheim „Internationales Informationsmanagement“ studiert, mit einem Schwerpunkt in der Sprachwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit der Hip-Hop-Kultur. „Es geht um soziale Ungleichheit. Innerhalb der Hip-Hop-Kultur gibt es Exklusionsprozesse, die diskursiv stattfinden“, sagt Heidi Süß. Wer wird außen vorgehalten? – das ist eine ihrer Forschungsfragen. In ihrer Dissertation möchte sie herausfinden, „ob jemand durch Musik ausgeschlossen wird“. Ihr Datenmaterial sind Raptexte in deutscher Sprache. Welche Texte sie analysieren wird, wird sie in den kommenden Monaten festlegen. „Das ist ein Vorteil des Kollegs – wie ich das Datenmaterial erhebe, können wir ausdiskutieren.“ Sie wolle dann untersuchen, ob Personen aufgrund ihres Geschlechts, der Herkunft, des Bildungsgrades oder des Alters Ungleichheit erfahren. Sie sei selber mit Hip-Hop aufgewachsen und habe erfahren, „dass es schon dazu kommt, dass bestimmte Personengruppen als nicht zugehörig betrachtet werden“. „Ich möchte aber kein Hip-Hop-Bashing machen. Ich untersuche auch, welche positiven Strategien es gibt, wieder teilzuhaben in der Szene, etwa indem Begriffe rückerobert und positiv gedeutet werden“, sagt Heidi Süß, die bereits in ihrer Abschlussarbeit bei der Sprachwissenschaftlerin Prof. Beatrix Kreß über „Gangsta-Rap“ geforscht hat und nun im Graduiertenkolleg „ganz viel Austausch und neue Erfahrungen“ erwartet. „Ich möchte viel lernen von den anderen.“ Eine der Professorinnen, die den wissenschaftlichen Nachwuchs in den kommenden drei Jahren begleitet, ist Kathrin Audehm. Die Erziehungswissenschaftlerin forscht zu Autoritätsverhältnissen in pädagogischen Organisationen und Genderkonstruktionen im Film. Sie unterstützt zwei Promovendinnen auf dem Weg, die Forschung zu beginnen und abzuschließen: Eva Reuter erforscht kritische Bildungsdiskurse in der außerschulischen Jugendarbeit und Melanie Pierburg befasst sich mit der Ausbildung von Ehrenamtlichen, die in Hospizen in der Sterbebegleitung tätig sind. „Die meisten, die im Hospiz arbeiten sind Frauen. In der letzten Lebensphase und im Umgang mit Tod und der Vergänglichkeit des Lebens müssen wir auch Geschlechteraspekte beachten.“ Was man erlebt, wenn man eine Promotion begleiten kann? „Ich freue mich auf die individuelle Betreuung, auch methodisch. Und ich bin gespannt, wie die ganz jungen Wissenschaftlerinnen ihr Feld erarbeiten und ihre Fragen entwickeln. Wichtig ist am Anfang in der Beratung, auch einzugrenzen. Dann sagt man auch: Jetzt ist genug mit Theorie, jetzt geht es ins Feld und darum, Material zu sichten. Man kann sich auch auf den Weg machen, ohne ihn vollständig zu kennen, es geht auch darum, das Selbstvertrauen zu stärken“, sagt Kathrin Audehm.

Graduiertenkolleg startet mit Auftaktveranstaltung

Im Rahmen einer feierlichen Auftaktveranstaltung im Hohen Haus auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg kamen die unterschiedlichen Fachdisziplinen im November 2015 zusammen. Vizepräsident Prof. Martin Schreiner hob die „interdisziplinäre Zusammenarbeit“ und die Bedeutung der „strukturierten Nachwuchsförderung“ hervor. Zum Auftakt sprach unter anderem Professorin Kerstin Palm von der Humboldt-Universität zu Berlin über „Naturwissenschaften und Gender Studies". Außerdem wurde der gut 450 Seiten starke Sammelband „Bildung – Selbst(bild) – Geschlechterbilder“, der in der ersten Runde des Kollegs entstanden ist, vorgestellt. Mit ihrer Forschung starten Marcus Felix, Sarah-Christina Glücks, Jöran Klatt, Alexandra Mieth, Melanie Pierburg, Eva Reuter, Heidi Süß und Nina von Wildenradt. Die Professorinnen und Professoren Kathrin Audehm, Meike Sophia Baader, Stefani Brusberg-Kiermeier, Michael Corsten, Beatrix Kreß, Annemarie Matzke und Toni Tholen begleiten die Stipendiatinnen und Stipendiaten in den nächsten drei Jahren. Wer mehr über die einzelnen Forschungsvorhaben erfahren möchte, wird auf der Internetseite des Kollegs fündig. Wer Fragen zu dem Promotionsprogramm hat, kann die Projektkoordinatorin Dr. Kerstin Bueschges kontaktieren (E-Mail bueschge@uni-hildesheim.de). Rückblick auf das erste Graduiertenkolleg „Gender und Bildung“ Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Weihnachtsfeier: Spenden für Asyl e.V.

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Auf der Weihnachtsfeier der Universität Hildesheim kamen Mitte Dezember 630 Euro zusammen. Mit den Spenden der Uni-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann Asyl e.V. nun zum Beispiel Dolmetscher bezahlen. „Wir haben uns im Organisationsteam dieses Jahr entschlossen, aus der aktuellen Situation heraus, Flüchtlinge in Hildesheim zu unterstützen", sagt Jörn Schwerdt, der die diesjährige Weihnachtsfeier gemeinsam mit Bernd Bischoff, Dinda Fatah, Matthias Glewe, Kevin Richter und Gundula Sperling organisiert hat. Sie wollten eine „lokale Einrichtung in Hildesheim" unterstützen und zum Erlernen der deutschen Sprache sowie „zur beruflichen Orientierung" beitragen. Der Verein Asyl e.V. hat sich in den fast 30 Jahren seines Bestehens zu einem Beratungszentrum entwickelt, das Familien, Männer und Frauen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, von ihrer Herkunft und dem Einwanderungsgrund unterstützt. Die Universität Hildesheim arbeitet seit vielen Jahren im Lernku(h)lt-Projekt mit Asyl e.V. zusammen: Kinder unterschiedlicher Herkunftssprachen lernen in Kleingruppen zwei Mal in der Woche zusammen. Dabei begleiten Lehramtsstudierende über ein Jahr die jeweilige Kleingruppe. Gemeinsam mit Asyl e.V. versucht die Universität auch, junge Erwachsene auf ihrem Weg ins Studium zu unterstützen.

Dolmetschen vor 70 Jahren: O-Ton von Verbrechern übersetzen

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Am 20. November 1945 begann im Saal 600 im alten Nürnberger Gericht der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs. Vor einem internationalen Gericht wurden sie für ihre Taten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen (Info: Deutschlandfunk über die Nürnberger Prozesse). Die insgesamt etwa 70 Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die ein Jahr lang die Worte von Tätern und Zeugen übersetzt haben, arbeiteten an den Grenzen der Belastbarkeit angesichts der Geschehnisse, die sie in Sprache fassen mussten. Die Arbeit der Dolmetscherinnen und Dolmetscher blieb bisher meist unsichtbar – dabei waren sie unverzichtbar, damit Kriegsverbrechen vor einem internationalen Gerichtshof aufgeklärt und Täter zur Verantwortung gezogen werden konnten. Eine Ausstellung der Universitäten Hildesheim und Salamanca dokumentiert die Tätigkeit von Dolmetschern während der Nürnberger Prozesse 1945/46. Bis zum 17. Dezember 2015 ist die Ausstellung in Hildesheim täglich (Montag bis Freitag) geöffnet. Erst durch die Arbeit der Dolmetscher war eine rasche Kommunikation zwischen Richtern, Anklägern und Verteidigern, Zeugen und Angeklagten möglich. „Während der Nürnberger Prozesse vollzog sich der Schritt vom konsekutiven, also zeitversetzten, zum simultanen Dolmetschen“, sagt Conchita Otero Moreno vom Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Universität Hildesheim. „Insgesamt wurde in etwa 218 Sitzungen simultan gedolmetscht, dies ist durch Aufnahmen belegt. Das Gerichtsverfahren wurde in den Sprachen Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch geführt.“ „Die Nürnberger Prozesse sind ein historischer Meilenstein, sie sind gleichzeitig auch für unsere Fachgeschichte zentral: Zum ersten Mal weltweit wurde das Simultandolmetschen professionell und technisch gestützt eingesetzt. Die Dolmetscher bleiben dabei meist unsichtbar“, sagt die Wissenschaftlerin. Lange Einarbeitungszeiten gab es nicht: Die Simultandolmetscher mussten sich „in kürzester Zeit auf die damals neue und revolutionäre Technik einstellen“, sagt Luise Heselhaus. Sie hat an der Universität Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ studiert und mit Sarah Gizik die Texte für die Ausstellung vom Spanischen ins Deutsche übersetzt. „Teilweise wurden Dolmetscher direkt von den Universitäten geholt, was dann auf sie zukam, war eine echte Herausforderung“, so Heselhaus. Anders als heute waren die Dolmetscherkabinen damals noch offen. „Es handelte sich eher um Glasscheiben, die keine akustische Abschottung zu den Geräuschen des Gerichtssaals boten. So mussten die Dolmetscher versuchen, Hintergrundgeräusche auszublenden“, sagt Sarah Gizik. „Bei der Recherche war es für uns als Übersetzerinnen manchmal schwierig, die Fassung zu bewahren.“ Die Hildesheimer Ausstellung hebt auch die Rolle der Frau hervor, „die zum ersten Mal in diesem Beruf etwas repräsentativer wird“. „Etwa 20 Prozent betrug der Frauenanteil, in den russischen Teams sogar etwas mehr. Wir stützen unsere Angaben und die gezeigten Dokumente auf einige Biographien von russischen Dolmetscherinnen, etwa Tatjana Stupnikova“, so Otero.

Kurzinfo: Ausstellung „Die Dolmetscher in Nürnberg" in Hildesheim

Die Ausstellung „Die Dolmetscher in Nürnberg" gibt einen Einblick in die Tätigkeit der Dolmetscherinnen und Dolmetscher während der Nürnberger Prozesse vom 20. November 1945 bis 1. Oktober 1946. Unter anderem werden erstmals Bilder aus Privatarchiven der Nachfahren der damals tätigen Dolmetscherinnen und Dolmetscher gezeigt. Fachleute der Universidad de Salamanca (Spanien) und der Universität Hildesheim (Deutschland) haben die Ausstellung gemeinsam mit Studierenden der Übersetzungswissenschaft entwickelt. Sarah Gizik und Luise Heselhaus haben an der Universität Hildesheim „Internationale Kommunikation und Übersetzen“ studiert und Texte ins Deutsche übersetzt. Denn das Original der Ausstellung ist auf Spanisch. Die Eröffnung der Ausstellung fand am Mittwoch, 25. November 2015 statt. Nach einer Begrüßung durch das Dekanat und die Institutsleiterin, Professorin Bettina Kluge, gab Professor Jesús Baigorri (Salamanca) in englischer Sprache Einblicke in den Entstehungsprozess der Ausstellung und die Arbeit der Dolmetscher während der Nürnberger Prozesse. Anschließend besteht die Möglichkeit, an einem Rundgang teilzunehmen. Die Ausstellung ist ein Ergebnis der jahrelangen Kooperation der Hildesheimer Übersetzungswissenschaftlerin Dr. Conchita Otero Moreno. Sie arbeitet seit acht Jahren mit Fachkollegen in  der internationalen Forschungsgruppe „Alfaqueque“ zusammen. Auch der Konferenzdolmetscher und Historiker Prof. Jesús Baigorri und die Konferenzdolmetscherin und Philosophin Prof. Icíar Alonso (Universidad de Salamanca), die derzeit als Gastwissenschaftler zum Forschungsaustausch in Hildesheim arbeiten, gehören mit weiteren Kollegen aus Bologna-Forlí und Temuco (Chile) diesem Netzwerk an. Sie befassen sich mit dem Berufsprofil „Dolmetschen“. Wer mehr über das Thema erfahren möchte, kann Dr. Conchita Otero Moreno kontaktieren (E-Mail otero@uni-hildesheim.de, Telefon 05121.883-30936). Die Ausstellung ist bis zum 17. Dezember 2015 an der Universität Hildesheim zu sehen und kostenfrei (Altbau, Bühler-Campus, Lüneburger Straße). Die Poster hängen im Flur und sind von Montag bis Freitag frei zugänglich. Zuvor hat die Ausstellung in Salamanca, Saragossa, La Rioja (Spanien) und in Doha (Katar) Station gemacht. 2016 zeigen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse unter anderem in Paris und in Luxemburg (im Europäischen Gerichtshof). Lesetipp: NDR über die Dolmetscher-Ausstellung an der Universität Hildesheim / NDR-Interview mit Conchita Otero Moreno Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Studie: Einstellungen von Lehrern, Eltern und Kindern zu Inklusion

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Welche Rolle Lehrkräfte bei der Umsetzung von Inklusion im Schulalltag spielen, untersucht eine Arbeitsgruppe der Universität Hildesheim in einer Längsschnittstudie an Grundschulen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Welche Einstellungen haben Lehrerinnen und Lehrer zur Inklusion, abhängig von ihren Vorerfahrungen und konkreten Berufserfahrungen? Unterrichten sie derzeit Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf in ihrer Klasse? Lehrer können ab sofort online teilnehmen. Die VolkswagenStiftung fördert das vierjährige Projekt im Rahmen des Programms „Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft“ mit insgesamt mehr als 800.000 Euro. „Wir dachten, wenn das kein Schlüsselthema ist, was dann? Wir sind durch das gesamte Begutachtungsverfahren gegangen. Das war ein harter Wettbewerb“, sagt Werner Greve. „Bei der mündlichen Vorstellung waren wir ein ganz kleines bisschen mega-aufgeregt.“ Der Professor für Psychologie leitet gemeinsam mit Professorin Katrin Hauenschild die vierjährige Studie „Einstellungen zu Inklusion. „Wir haben die Zusage erhalten – mit einer Auflage: Wir wurden eingeladen, das Projekt zu erweitern und in der Längsschnittstudie auch Eltern und Kinder zu befragen“, freut sich Katrin Hauenschild. Die Hildesheimer Arbeitsgruppe startet das Projekt in einer Umbruchphase: Seit 2013 gilt in Niedersachsen ein Rechtsanspruch: Eltern können frei wählen, ob ihr Kind eine Förderschule oder eine Regelschule besuchen soll. „Das Elternwahlrecht ist ausschlaggebend, die Schule und die Lehrkräfte haben keinen Einspruch. Wenn Eltern sagen, mein Kind soll diese Regelschule besuchen, kann die Schule nicht sagen: Nein, das wollen wir nicht“, sagt Werner Greve. „Wir erwischen jetzt den Zeitpunkt und befragen auch Lehrerinnen und Lehrer, die noch keine Erfahrungen mit Inklusion haben und die sich auch nicht vorgestellt haben, einmal in ihrer Berufslaufbahn sonderpädagogisch mit Kindern mit Förderbedarf und Behinderungen zu arbeiten. Wir begleiten sie in den kommenden vier Jahren und untersuchen, welche Erfahrungen die Lehrkräfte machen und wie und ob sich ihre Einstellungen überhaupt verändern“, so Katrin Hauenschild. So könne man zum Beispiel erfassen, ob sich eine anfängliche Skepsis verstärkt oder ob sie sich zum Positiven wendet. In einer Pilotstudie haben Hauenschild und Greve schon vor zwei Jahren 120 Lehrerinnen und Lehrer aus Niedersachsen nach ihrer Haltung gegenüber der Reform befragt. Die Einstellung der befragten Grundschullehrkräfte war umso positiver, je mehr Erfahrungen und Kompetenzen sie selbst gesammelt haben. Eher skeptisch eingestellt sind jene, die zum Ziel haben, dass „alle das gleiche lernen sollen“, fasst Werner Greve zusammen. „Inklusion in der Schule“ meint mehr als nur den Zugang von Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen zu Bildungsangeboten. Zur Teilhabe gehöre zum Beispiel auch die Überwindung sprachlicher Barrieren, etwa wenn ein Kind die deutsche Sprache als zweite Sprache erlernt. Die Idee von Inklusion sei, so Greve, „dass sich durch Kontakt Toleranz und Akzeptanz entwickelt“. „Wir wollen die Einstellungen nicht beurteilen, sondern dokumentieren, welche Überzeugungen aber auch Sorgen und Befürchtungen Lehrer haben. Was Wissenschaft tun kann, ist, ein differenziertes Bild zu erfassen. Ich vermute, wir werden ein vielfältiges, buntes Bild zeichnen und auch in der Lehrerausbildung darauf reagieren“, sagt Greve. In der Inklusionsstudie befragen die Forscher auch Lehramtsstudierende, die erste Praxiserfahrungen gesammelt haben und bald in den Beruf einsteigen. Um erfassen zu können, wie sich Einstellungen verändern, arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hildesheim mit unterschiedlichen Methoden, kombinieren quantitative und qualitative Verfahren. „Wir arbeiten mit standardisierten Fragebögen in einer großen Stichprobe über vier Jahre“, so Greve. Aussagen und Meinungen werden in der Hildesheimer Studie getrennt erfragt (Beispiel aus dem Fragebogen: 1. „Schülerinnen und Schüler lernen durch inklusiven Unterricht, empathisch miteinander umzugehen.“; 2. „Es ist mir wichtig, dass Schülerinnen und Schüler empathisch miteinander umgehen.“). „Parallel erhoffen wir uns in ausführlicheren offenen Interviews Antworten auf Fragen, die wir im Fragebogen nicht gestellt haben“, so Hauenschild. Mit der Studie können die Forscher auch erfassen, ob ein Zusammenhang zwischen der Einstellung und der pädagogischen Orientierung besteht. Eine Lehrerin, die mit der Klasse offen arbeitet und die Vielfalt in der Klasse einbezieht, komme vielleicht leichter mit der Heterogenität im Klassenzimmer zurecht. „Wir erfassen auch, ob eine Bereitschaft zur Unterrichtsentwicklung vorhanden ist oder ob es Auswirkungen der Lernumgebung auf den Unterricht gibt“, so Hauenschild. „Außerdem erfahren wir mehr über die Dynamik von Einstellungen“, sagt Werner Greve über Erkenntnisse, die für die Grundlagenforschung relevant sind. „Auch Kinder sollen zu Wort kommen. Man kann Erstklässler nicht nach ‚Inklusion‘ fragen“, sagt Katrin Hauenschild. Stattdessen fragen sie Kinder ab der ersten Klasse zum Beispiel, wer ihr Freund ist und wer nicht, wen sie warum nett finden, mit wem sie gerne spielen, ob und wie sie Verschiedenheit wahrnehmen. Zur Arbeitsgruppe gehören neben Greve und Hauenschild vier Doktorandinnen: Die Grundschuldidaktikerin Josephine Götz befasst sich in ihrer Dissertation mit qualitativen Lehrerbefragungen. Lena Ohnesorge hat im Lehramtsstudium in Hildesheim Erfahrungen im Umgang mit Kindern gesammelt, etwa im Projekt „Lernku(h)lt“, in dem sie über ein Jahr Kinder unterschiedlicher Herkunftssprachen im Team gefördert hat. In der Inklusions-Studie befragt sie die Kinder. Welche Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Stärken haben Eltern, deren Kinder mit einer Behinderung oder dauerhaften Beeinträchtigung aufwachsen? Die Psychologin Sabine Hellmers untersucht in ihrer Dissertation Bewältigungsstrategien und Lebenslagen von Eltern. In der Inklusions-Studie ist sie für die Eltern-Befragungen zuständig. Lydia Schmieder hat sich ebenfalls mit den Lebenslagen von Eltern befasst; im Projekt übernimmt sie den Fragebogen für die Lehrerinnen und Lehrer.

Jetzt online teilnehmen: Studie startet

Wer in Niedersachsen oder Sachsen-Anhalt an einer Grundschule unterrichtet, wer im Referendariat oder am Ende des Lehramtsstudiums steht, kann an der Studie der Universität Hildesheim mitwirken. „Wir möchten in dieser Untersuchung Ihre Erwartungen, Ihre Bewertungen, Ihre Überzeugungen, auch Ihre Befürchtungen erfahren. Wir alle machen Erfahrungen, die uns beeinflussen, und möglicherweise werden sich manche Ihrer Einstellungen im Laufe der Zeit wandeln“, heißt es in einem Schreiben der Forschergruppe an Lehrerinnen und Lehrer. Die erste Erhebungsphase startet in diesen Tagen, Grundschulen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wurden angeschrieben und Lehrerinnen und Lehrer gebeten, den Online-Fragebogen auszufüllen. Erste Ergebnisse werden im Frühjahr 2016 erwartet. Die zweite Fragebogen-Erhebung startet vor den großen Ferien im Sommer 2016. Die Durchführung der offenen Interviews beginnt im Frühjahr 2016.
Die Teilnahme ist ab sofort möglich. „Bitte nehmen Sie sich etwa 60 Minuten Zeit. Das ist nicht wenig – es ist uns bewusst, dass wir viel Zeit von den Lehrerinnen und Lehrern erbitten. Nur wenn wir genauer zu einzelnen Aspekten fragen, wird es möglich sein, die Chancen und Probleme differenziert einzuschätzen“, sagt Professorin Katrin Hauenschild. Wer neben dem Fragebogen auch an Interviews teilnehmen möchte, kann eine E-Mail-Adresse angeben. Alle Daten werden absolut anonym behandelt. Eine Zuordnung der Antworten zur Person ist nicht möglich und auch nicht beabsichtigt. Die Datensätze werden nicht online oder in „Clouds“ gespeichert. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie wird in anonymisierter Form erfolgen. „Daten einzelner Personen können nicht zugeordnet werden. Wir nehmen keine Auswertung von Einzelfällen vor, sondern untersuchen, welche Aspekte auf Basis der Gesamtstichprobe welchen Einfluss haben“, so Werner Greve. Um die Studie durchzuführen, hat die Hildesheimer Arbeitsgruppe die Genehmigungen der Ethikkommission des Fachbereichs, des Kultusministeriums und der Landesschulbehörde erhalten.
Wer Rückfragen zur Studie hat, kann sich auch telefonisch an Sabine Hellmers (05121.883-10938) und Lydia Schmieder (05121.883-10928) wenden. Hier gelangen Lehrerinnen und Lehrer zum Online-Fragebogen der Studie „Einstellungen zu Inklusion“.

Hintergrund: Lehrerausbildung in Hildesheim

Die Universität Hildesheim bildet mit etwa 2600 Studierenden ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschulen in Niedersachsen aus. In einem Weiterbildungsstudiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ lernen Lehrkräfte über zwei Jahre, wie sie mit Vielfalt im Klassenzimmer umgehen können. Die Uni versucht, mit weiteren Fortbildungen Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien auf dem Weg zur inklusiven Schule zu unterstützen. Medienkontakt: Pressestelle Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Klasse – wir treffen uns! 70 Jahre Lehrerausbildung

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Die Wurzeln der Lehrerausbildung reichen in Hildesheim weit zurück. „Der Jahreswechsel 1945/46 unmittelbar nach Gründung des Landes Niedersachsen hat für die Stiftung Universität Hildesheim eine hohe Bedeutung“, sagt Markus Langer, der an der Uni für die Universitätsförderung verantwortlich ist und derzeit einen Festakt für Freunde, Förderer und Ehemalige der Universität Hildesheim vorbereitet. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg begann – 20 Kilometer entfernt – der Studienbetrieb in den „Alfelder Kursen der Pädagogischen Hochschule Hildesheim“, denn im zerstörten Hildesheim waren keine geeigneten Gebäude vorhanden. Aus ihr ging 1978 die wissenschaftliche Hochschule und später die Universität Hildesheim hervor. Frühe Schulpraxis ist seit Gründung der Hochschule bis heute Teil der Lehrerausbildung. „Die ‚Alfelder Grundlagen' sind es gewesen, welche die Universität Hildesheim zu dem gemacht haben, was sie heute in der niedersächsischen Bildungslandschaft ist", so Dr. Uwe Thomas, Vorsitzender des Stiftungsrates der Universität und Präsident von Bosch Automotive Aftermarket. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums möchte die Universität nun erfahren:
Was wurde aus den Studierenden, die seit den 50er Jahren hier gelernt haben? Wie erleben Studierende heute die Lehrerausbildung? Wie erleben junge Lehrkräfte den Start in Schulen in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt oder Berlin? Als erste Absolventin des Studiengangs Kulturpädagogik erinnert sich Lore Auerbach an die Anfangsjahre zurück. „Dieser Studiengang wurde gerade erst aus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule heraus entwickelt. Vieles wurde improvisiert, es gab erst sehr wenige Studierende. Die Seminare waren klein, Studierende und Lehrende kannten sich alle. Man hatte das Gefühl, an etwas Neuem mitzugestalten“, so Auerbach. Sie wünscht für die Zukunft der Stiftungsuniversität, dass diese auch weiterhin innovative Studiengänge entwickelt. Die Universität lädt alle ehemaligen Studierenden, Freunde und Förderer am Sonnabend, 16. Januar 2016, ab 11:00 Uhr zu einer Festveranstaltung nach Hildesheim ein. Gemeinsam kehren die Teilnehmer zu den Anfängen zurück und erleben die Entwicklung der Hochschule. Der zweistündige Festakt auf dem Gelände des Hauptcampus bietet Raum für Austausch (weitere Informationen zum Festakt: 70 Jahre Lehrerausbildung). Wer Interesse hat, kann an einer Vorabendveranstaltung oder einer Stadtführung durch Alfeld und Hildesheim teilnehmen. Wer sich aktiv an der Veranstaltung mit Ideen einbringen und zum Beispiel ein Jahrgangstreffen organisieren möchte, kann sich an Maike Becker wenden. Sie sammelt auch besondere Geschichten und Erinnerungen aus der eigenen Studienzeit oder an den Beruf in der Schule, die man per E-Mail oder Post zusenden kann. Texte und Bilder werden ggf. ganz oder in Auszügen veröffentlicht. Dabei sucht die Uni nicht nur Schilderungen aus den 50er Jahren, sondern gerade auch aus den Jahren 1960 bis 2000 sowie Schilderungen von aktuell tätigen Lehrkräften oder Referendaren, die an der Uni studiert haben. Mit der 70-Jahr-Feier für Absolventinnen und Absolventen aller Fächer und aller Jahrgänge der Universität und ihrer Vorgängereinrichtung startet auch ein bundesweites Ehemaligen-Netzwerk. Alumni können sich online registrieren und werden über aktuelle Entwicklungen informiert. Wer sich online registriert, erhält über diesen Weg auch eine persönliche Einladung zum Festakt im Januar. Interessierte erreichen Maike Becker per E-Mail (maike.becker@uni-hildesheim.de) oder auch telefonisch (05121 883-90132). Auch der Postweg (Universität Hildesheim, z.Hd. Maike Becker, Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim) steht Ehemaligen für die Registrierung und Anfragen zur Verfügung.

Hintergrund / Hildesheimer Lehrerausbildung heute

Lehramtsstudierende sind im ersten Studienjahr jeden Freitag im Klassenzimmer. Foto: Isa Lange/Uni Hildesheim 500 Lehramtsstudierende starten jeden Herbst in ihr erstes Studienjahr. Sie sind mittwochs im Hörsaal – und freitags im Klassenzimmer: Die Lehramtsstudierenden der Uni Hildesheim sind im ersten Studienjahr einmal in der Woche in der Schule, das ist bundesweit besonders. Um dies zu gewährleisten arbeitet die Universität eng mit Partnerschulen zusammen. In den „Schulpraktischen Studien“ beobachten die angehenden Lehrkräfte in einer studentischen Kleingruppe im ersten Studienjahr jeden Freitag Unterricht und sprechen darüber mit einer Lehrkraft und mit Lehrenden aus den Erziehungswissenschaften in Seminaren. Die Studierenden erhalten früh Einblicke in die Schulrealität, können die Berufswahl überprüfen und reflektieren. Im zweiten Semester halten sie eine erste Unterrichtsstunde. Mit etwa 2600 Studierenden bildet die Stiftung Universität Hildesheim rund ein Drittel der niedersächsischen Grund-, Haupt- und Realschullehrer aus. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Individuelle Förderung und Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer. Die Universität arbeitet in weiteren Praxisphasen im Verlauf des Studiums mit 250 Partnerschulen in Hannover, Hildesheim und der Region zusammen. Mehr erfahren: „Willkommen im Schulalltag. Wie die Universität Hildesheim Lehrerinnen und Lehrer ausbildet", Reportagen und Interviews (Seite 46 bis 67) im Magazin der Universität Hildesheim, 2015 Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Begegnung auf dem Postweg

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Manchmal sagen Worte sehr viel – und weitaus mehr als Geld: Auf der Rückseite eines Fotos von Studierenden steht: „Wir wünschen dir frohe Weihnachten! Wenn du möchtest, würden wir dich gerne einmal treffen.“ Unter der Nachricht haben die Studierenden ihre Kontaktdaten geschrieben. Lasst uns treffen, das ist die Botschaft, die die jungen Erwachsenen an Familien senden, die erst seit wenigen Monaten in Hildesheim leben. Von dieser Idee ist die Studentin Svenja Brakebusch beeindruckt. „Das finde ich total cool, dass man den Mut hat und sagt: So, ich würde dich gerne kennen lernen. Du bist neu hier? Ich bin gerne dein Ansprechpartner in dieser Stadt.“ Umgeben von Schuhkartons stehen Svenja Brakebusch und Robert Rathke in einem Uni-Büro. Die beiden studieren an der Universität Hildesheim Lehramt und haben gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), dem Studierendenparlament (StuPa) und in Zusammenarbeit mit dem Hildesheimer Migrationsverein Asyl e.V. Geschenke für Kinder und Jugendliche gesammelt, die nach der Flucht mit ihren Familien oder alleine in Hildesheim angekommen sind. Im Dezember haben sie Studierende und Lehrende dazu aufgerufen, ein Päckchen zu packen: Die Pakete sind in Geschenkpapier umhüllt, liebevoll bemalt, enthalten Spielsachen, Kleidung, Schreib- und Schulmaterialien, dazu handgeschriebene Briefe und Karten. Auf dem Paket kleben kleine Zettel mit einer Altersangabe. Bis zur Decke stapeln sich die etwa 150 Pakete, täglich wurden es in den letzten Dezemberwochen mehr, bevor sie an Familien in Hildesheimer Flüchtlingsunterkünften verteilt wurden. „Mit herzlichen Grüßen für ein gutes neues Jahr in Sicherheit und Gesundheit“ steht auf einer Karte in deutscher und englischer Sprache. Von der Resonanz sind sie überwältigt. „Es ist eine kleine Geste, wir wollen hier vor Ort in Hildesheim etwas tun. Die Leute stehen in unserem Büro: mit welcher Freude sie die Geschenke mitbringen“, sagt Svenja Brakebusch. Die 23-jährige Lehramtsstudentin engagiert sich seit drei Jahren im Studierendenparlament der Uni. „Wir haben viele Spenden bekommen, auch große Tüten mit Kuscheltieren. Und Mädchen-Schnick-Schnack, Haarbänder, Fußbälle, Lego-Trecker, etwas Süßes mit dazu.“ Außerdem wurden Schulsachen, Stifte, Radiergummis, erste Lesebücher, Anspitzer und Spielzeug eingepackt, ergänzt Robert Rathke. „Die Studierenden haben sich viele Gedanken gemacht, wir haben mit 20 Paketen gerechnet und stehen hier jetzt mit achtmal so viel.“ Die Pakete enthalten auch Grüße und Glückwünsche für das neue Jahr in verschiedenen Sprachen. „Der große Dank geht an die Studierenden, die sich an solchen Aktionen beteiligen“, sagt Rathke, der an der Universität Lehramt mit den Fächern Wirtschaft, Geschichte und Evangelische Theologie studiert. Seine Hoffnung ist nun, dass über einzelne Feiertage hinaus Freundschaften und Begegnungen entstehen – zum Beispiel durch die Fotokarte mit der handgeschriebenen Einladung: „Lasst uns einmal treffen!“. Studierende, sagt Robert Rathke, „können die Kompetenzen, die sie an der Universität erwerben, zum Beispiel in den Sprachwissenschaften und im Lehramt, auch im Alltag nutzen und sich einbringen“. Lehramtsstudierende gehen zum Beispiel seit Herbst 2015 in eine Hildesheimer Erstaufnahmestelle und lernen mit Erwachsenen und Familien die deutsche Sprache.  Studierende aller Fachbereiche können beim Ankommen in der Universität mit Rat zur Seite stehen, sagt Svenja Brakebusch. „Wo muss ich hin, wie stelle ich einen Stundenplan zusammen, was muss ich beantragen, wo sind die Gebäude, in denen das Seminar stattfindet? Wie komme ich zur Universität? Im Alltag geht es darum, zu sagen: ‚Komm doch einfach mit, wir machen das zusammen.‘ Es ist eigentlich gar nicht viel, aber es hat eine riesen Wirkung.“ Das Ziel sei, dann gemeinsam im Hörsaal zu sitzen – um zu lernen.

Studentisches Engagement:

Wer sich für die Mitarbeit in den studentischen Gremien interessiert, kannst sich an Svenja Brakebusch und Robert Rathke wenden. Informationen zum Studierendenparlament findet man online. Den Allgemeinen Studierendenausschuss erreicht man zum Beispiel per E-Mail (kontakt[at]asta-hildesheim.de) und telefonisch unter 05121.883-90184. „Studierende können gerne mit ihren Ideen auf uns zukommen, wir helfen mit Infrastruktur weiter“, sagt Svenja Brakebusch. „Ich lerne hier viel“, sagt Rathke, der beim AStA für Finanzen zuständig ist.

Kunst vermitteln und Campusleben erkunden

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Vom 11. bis 13. Januar 2016 werden zum neunten Mal knapp 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur" (FSJ) aus allen Regionen Deutschlands zu Gast in der Universität Hildesheim sein. Sie bekommen dort einen Einblick in die kulturvermittelnden Studiengänge Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Szenische Künste, Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus sowie Philosophie-Künste-Medien. Im FSJ Kultur engagieren sich junge Menschen zwischen 16 bis 27 Jahren für ein Taschengeld in Museen und Theatern, in Medientreffs und Kunstschulen, in Bibliotheken und Gedenkstätten, in Musikeinrichtungen oder soziokulturellen Zentren, erklärt Julia Speckmann. „Die Jugendlichen sind dort in den ganz normalen Arbeitsalltag integriert und bereichern das Programm mit einem eigenständigen Projekt. Diese Tätigkeiten im Kulturbereich passen perfekt zu unseren Hildesheimer Studiengängen. Während der Bildungstage geben wir einen Einblick in das Studien- und Berufsziel Kultur", so Speckmann. Sie vermittelt Praktika und informiert an der Universität über Arbeitsfelder für Kulturschaffende. Gemeinsam mit Studierenden der Kulturwissenschaften besuchen die Freiwilligen Seminare und Vorlesungen, hören Vorträge und bekommen einen Einblick in die Hildesheimer Projektarbeit. So lernen sie die künstlerische und die wissenschaftliche Seite dieser Studiengänge kennen, sagt Julia Speckmann. Sibel Bicer hat vor einem Jahr an den Bildungstagen an der Hildesheimer Universität teilgenommen. „Ich entfliehe dem Hamburger Sturm und fahre nach Hildesheim. Hier stürmt es auch, ich mache mich auf den Weg zur Domäne. Zu dem Zeitpunkt ist mir noch gar nicht klar, was genau die Domäne ist. In dem Wort steckt etwas Mächtiges. Ich finde mich wieder in der Natur, ganz entspannt. Idylle statt Fülle in Form eines alten Bauernhofs, herrlich“, erinnert sich Sibel Bicer an die Tage an der Universität in Hildesheim. Die Hamburgerin hat während des FSJ-Kulturjahres Einblicke in die Organisation des Musikwettbewerbs „TONALi“ erhalten, der das Interesse von Kindern und Jugendlichen für klassische Musik, Komposition und Musizieren fördern möchte. In Hildesheim habe sie nun mehr über das Studium im Bereich Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus erfahren. „Unsere Mentorin hat uns Anekdoten aus ihrem Studentenleben erzählt. Dahinter verstecken sich wertvolle Tipps und unverfälschte Infos aus erster Hand. Ich fühle mich direkt wohl. Ich glaube das ist das Ausschlaggebende für die Bildungstage in Hildesheim. Den Campus mit  den Leuten, die hier studieren, zu erkunden, ist authentisch und überzeugt“, sagt Sibel Bicer. Die Bildungstage sind eine Kooperation des Fachbereichs „Kulturwissenschaften und ästhetische Kommunikation“ der Stiftung Universität Hildesheim, für den das Institut für Kulturpolitik die Koordination übernimmt, und der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen e.V., dem Träger des FSJ Kultur in Niedersachsen, Hamburg und Bremen.

Eine Stadt unter der Lupe: Wie Kinder sich entwickeln

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Wissenschaft ist ein kleines Stofftier, ein Affe – so könnte man das kurz zusammenfassen. Emma ist jetzt elf Jahre. Sie ist mit der Forschung aufgewachsen. Beim Start eines groß angelegten Forschungsprojektes von Psychologinnen der Universität Hildesheim ging Emma noch in den Kindergarten, mittlerweile besucht sie die 6. Klasse. Und sie ist ziemlich stolz, bei der Forschung mitzuhelfen, sagt Emma, während sie „Koko“ in den Arm drückt. „Koko“, das ist ein kleiner Affe aus Stoff, der „eigentlich immer dabei war“, sagt Emmas Mutter Kerstin Taubitz. „Auf Briefköpfen, während der Untersuchung saß das Plüschtier am Tisch.“ Emma und ihre Mutter haben die Uni-Arbeitsgruppe um Professorin Claudia Mähler besonders unterstützt. Sie gehören zu den Familien aus der Region, die über sieben Jahre Einblicke in die kindliche Entwicklung gegeben haben. Die Familien signalisieren durch ihre Teilnahme an der Studie Offenheit für und Interesse an Wissenschaft. „Das ist sehr wichtig, in den Kindergärten war die Bereitschaft noch größer, da die Jungen und Mädchen in der Kindergartenzeit untersucht wurden. Die wirklich engagierten Eltern sind dann auch noch bei der Stange geblieben, als die Kinder in die Schule kamen und die Diagnostik zu Hause durchgeführt wurde. Leider sind manche abgesprungen, aber viele Familien waren weiterhin dabei, das ist großartig“, sagt Claudia Mähler. „Wir machen mit, seit sieben Jahren, sonst geht die Forschung nicht weiter“, begründet Kerstin Taubitz die langfristige Teilnahme an der Studie. Vor sieben Jahre hat die Hildesheimer Professorin Claudia Mähler gemeinsam mit Professor Dietmar Grube aus Oldenburg das Forschungsprojekt „KOKO“ gestartet, in dem ein Team aus Psychologinnen und Studierenden die „differentielle Entwicklung von Kindern“ vor allem im kognitiven Bereich seit ihrem dritten Lebensjahr untersucht (mehr zum Projekt: siehe Infokasten unten). Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurde die Entwicklung von insgesamt 200  Kindern im Raum Hildesheim untersucht. Erst gingen sie in den Kindergarten, dann haben die Wissenschaftlerinnen den Übergang in die Schule und die Grundschulzeit begleitet bis die Kinder nun in weiterführenden Schulen angekommen sind. Der Psychologiestudent Torsten Erhard gehört seit drei Jahren zum Team. Er führt Testungen bei Familien zu Hause durch, in ihrer vertrauten Umgebung – sie tragen Namen wie „Arbeitsgedächtnistestbatterie“. Etwa eine Stunde dauert die AGTB, Quadrate und Punkte leuchten auf einem Bildschirm auf, das Kind muss sich den Weg merken. Die Testverfahren sind adaptiv, passen sich an, um das Kind nicht zu über- oder zu unterfordern. Nach den Testungen wertet Torsten Erhardt die Tests aus, schreibt Elternbriefe. „Es gibt keine typische Woche“, sagt der Student. Der Kontakt zur Forschung hat bei ihm mit einem Praktikum in der Hochschulambulanz „Kind im Mittelpunkt“ begonnen. „Es ist eine wichtige Erfahrung und spannend, an einer Längsschnittstudie mitzuwirken und die Entwicklung abzubilden.“ Jeanette Piekny ist seit Beginn des „Koko“-Projekts dabei. „Uns hat vor allem interessiert, welche frühkindlichen kognitiven Fähigkeiten es genau sind, die am Ende einen Einfluss darauf haben, ob ein Kind in der Schule gut zurechtkommt und eine gute Schulleistung zeigt“, sagt die Psychologin. Welche Fähigkeiten sollte man in welcher Weise und vor allem zu welchem Zeitpunkt fördern? „Manche Fähigkeiten erfahren in bestimmten Altersstufen einen besonderen Entwicklungssprung“, sagt Piekny. So ist zum Beispiel für die Entwicklung der phonologischen Bewusstheit das sechste Lebensjahr eine besonders sensible Phase. Sollte man ein Kleinkind in den mathematischen Vorläuferfertigkeiten jeden Tag fördern – zum Beispiel gemeinsam Mengen vergleichen? Oder bringt das erst etwas, wenn man das Rechnen täglich in der Schule anwendet? Nach sieben Jahren hat die Hildesheimer Arbeitsgruppe herausgefunden: „Schon die frühe Beschäftigung mit Zahlen ist für sehr lange Zeit entscheidend für die Rechenfähigkeiten im Grundschulalter. Solche Hypothesen prüfen wir – wir hätten ja genauso gut als ein Ergebnis herausfinden können: Es macht überhaupt keinen Unterschied, ob man das mit vier Jahren kann oder nicht“, so Piekny. „Unsere Daten zeigen: Die Unterschiede, die zwischen den Kindern in diesen Kompetenzen bestehen, sind bereits im Alter von vier Jahren sehr groß. Es ist nicht so, dass Vierjährige alle nichts können, was vielleicht manche Leute denken“, so Piekny. Der eine kann erkennen, was mehr oder weniger ist. Manche Kinder können schon Ziffern erkennen, Mengen abzählen, Mengen zusammenzählen – andere können das weniger gut. „Interessant ist, dass diese Unterschiede vergleichsweise stabil bleiben und sich in die Grundschulzeit hineinziehen“, sagt Jeanette Piekny. Es sei nicht so, dass die Mehrheit der Kinder alles aufholt und dann mit sechs Jahren auf dem gleichen Stand eingeschult wird. Auch im phonologischen Bereich, der die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten entscheidend beeinflusst, haben die Wissenschaftlerinnen der Universität Hildesheim früh Unterschiede gefunden, die über längere Zeit erhalten bleiben und spätere Unterschiede erklären. „Auch hier ist die Kindergartenzeit ein sehr entscheidender Zeitraum“, sagt die Psychologin Jeanette Piekny. „Die Zeit zwischen drei und sechs Jahren ist für die späteren Schulleistungen immens bedeutsam. Dieser Altersbereich wurde über lange Zeit unterschätzt, man hat erst der schulischen Bildung eine Bedeutsamkeit zugemessen. Das erfordert ein riesiges Umdenken in Politik und Bildungseinrichtungen.“ Die Startchancen in der ersten Klasse sind sehr unterschiedlich, so Piekny. Es sei „bedeutsam, was Erzieherinnen den Tag über mit Kindern tun“. „Wir untersuchen die Unterschiede nicht, um den Finger auf ein Kind zu zeigen und die Defizite zu erklären. Sondern wir verfolgen einen konstruktiven Ansatz: Was kann man besser machen?“, ergänzt die Wissenschaftlerin Kirsten Schuchardt. Ergebnisse aus der Forschung wieder zurückzuspielen in die Praxis sei „eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt“, sagt Claudia Mähler. Mit der Grundlagenforschung hat das Hildesheimer Team das Ziel „die Entwicklungsunterschiede zwischen Kindern besser zu verstehen“. „Wenn Kinder tatsächlich auf der Strecke bleiben oder ein Risiko in der Entwicklung besteht, ist es wichtig, zu intervenieren. Und das können nur diejenigen machen, die die Kinder am meisten sehen. Das sind die Eltern, denen wir regelmäßig Rückmeldungen geben, und das sind die Erzieherinnen“, sagt die Professorin. Deshalb gehen die Wissenschaftlerinnen in Kitas und bieten Fortbildungstage für Erzieherinnen und Erzieher an. „Das ist der Sinn der Sache: Das was wir verstehen vom Gedeihen der Kinder, davon sollen die Erzieherinnen auch profitieren“, beschreibt Mähler die Verbindung von Forschung und Praxis. So besuchen die Fachkräfte Fortbildungstage zu verschiedenen Entwicklungsbereichen wie numerische Kompetenzen oder Sprache und Gedächtnis. „Wir bemühen uns, die Forschungsergebnisse nicht nur auf Fachtagungen zu publizieren, sondern in die Kindergärten zu transferieren. Wenn wir bei einem Kind besondere Sorge hatten, haben wir dies zurückgemeldet. Der Transfer ist genauso wichtig wie die Forschung“, ergänzt Jeanette Piekny, die ihre Dissertation über das wissenschaftliche Denken von Kindern verfasst hat. Die Hildesheimer Wissenschaftlerinnen werten die vielen Daten, die sie in dem „Koko“-Projekt gesammelt haben, derzeit aus. „Wir haben uns bisher auf die frühe Kindheit konzentriert. Wir möchten nun erfassen, wie die Entwicklung im Schulalter verläuft, das müssen wir jetzt unbedingt betrachten“, sagt Mähler. „Da werden wir eine ganze Menge zu tun haben.“ Ergänzend zu den kognitiven Kompetenzen konnte ihr Team in den letzten zwei Jahren auch die sozial-emotionalen Kompetenzen, die Anpassungsfähigkeiten und Bewältigungskompetenzen untersuchen und somit den Fokus der Forschung erweitern. Kurz zusammengefasst: Forschungsprojekt „Koko“ 7 Jahre hat ein Team aus Hildesheim/Oldenburg die Entwicklung von Kindern untersucht. Foto: Lange/Uni Hildesh. Psychologinnen der Universität Hildesheim haben 200 Kinder über sieben Jahre zunächst in Hildesheimer Kindergärten untersucht und die unterschiedlichen Entwicklungsverläufe bis in das vierte Schuljahr dokumentiert. Die Studie KOKO („Differentielle Entwicklungsverläufe Kognitiver Kompetenzen") zeigt, dass die „schulischen Vorläuferfertigkeiten“ eine wichtige Rolle spielen bei der Vorhersage von Schulleistungen. Dazu gehören die phonologische Bewusstheit und numerische Kompetenzen: Kann ein Kind hören, dass im Wort „Auto“ kein „i“ enthalten ist, erkennt es Laute und Reime, entwickelt es ein Verständnis für Mengen und Zahlen, etwa für „mehr“ oder „weniger“. Kann das Kind Würfelaugen lesen und einfache Rechenaufgaben machen, wie: Wenn wir vier Menschen in der Familie sind, wie viele Teller und wie viel Besteck muss ich auf einen Tisch legen? Auch die Funktionstüchtigkeit des Arbeitsgedächtnisses (oder Kurzzeitgedächtnisses) spielt eine wichtige Rolle. „Wir können die Schulleistungen ein Stück weit vorhersagen, nicht vollständig. Die numerischen Vorläuferkompetenzen tragen maßgeblich zu den Mathematikleistungen in der Grundschule bei“, berichtet Claudia Mähler. Die Fähigkeiten kann man früh erkennen und schon im Vorschulalter fördern. Einige Kindergärten trainieren die phonologische Bewusstheit („Hören, Lauschen, Lernen“) im letzten Kindergartenjahr. „Es schadet keinem Kind. In Mathematik sind die Förderungen in Kitas nicht verbreitet“, so Mähler. Ihr Team leistet derzeit Aufklärungsarbeit: sie spiegeln Ergebnisse wieder. Die Doktorandin Christina Jörns hat zehn Spiele entwickelt und evaluiert, um mathematische Vorläuferkompetenzen zu trainieren. „Schon allein die Spiele sechs Wochen im Angebot zu haben, hilft.“ Zum Forschungsteam aus Hildesheim und Oldenburg gehören (Gruppenbild von links nach rechts): Prof. Dr. Claudia Mähler, Dr. Kirsten Schuchardt, Dr. Jeanette Piekny, Nora Lessing (M.Sc.-Psych.), Merle Skowronek (B.Sc.-Psych.) und Prof. Dr. Dietmar Grube.

Kontakt für Familien und Schulen:

Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer können in der Forschungsambulanz „Kind im Mittelpunkt“ Rat suchen. Es gibt tägliche Telefonsprechstunden (montags bis donnerstags, 13 bis 14 Uhr, 05121-883-11012), in denen individuelle Termine abgestimmt werden können. Mehr erfahren: „Wie entwickelt sich mein Kind?", Reportage und Interview über Diagnostik im Kindesalter und die Arbeit in der Hochschulambulanz Kind im Mittelpunkt, Uni-Journal (Frühjahr 2016) [PDF] Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

70 Jahre Lehrerausbildung: Mittwochs im Hörsaal, freitags im Klassenzimmer

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2016 blickt die Universität Hildesheim auf 70 Jahre Lehrerausbildung zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann im Januar 1946 der Studienbetrieb an der Pädagogischen Hochschule Alfeld; im 20 Kilometer entfernten zerstörten Hildesheim waren keine geeigneten Gebäude vorhanden. Die ersten 51 Absolventinnen und Absolventen schlossen 1947 nach nur 400 Studientagen (2 Semester) ihr Studium ab. In den ersten 10 Jahren, bis 1955, absolvierten 510 Personen mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren ihr Studium. Frühe Schulpraxis ist seit Gründung der Hochschule bis heute Teil der Lehrerausbildung. 1970 wurde dann der Semesterbetrieb in Hildesheim aufgenommen. Die Universität lädt alle ehemaligen und aktuellen Studierenden, ihre Mitglieder sowie die interessierte Öffentlichkeit am Samstag, 16. Januar 2016, um 11:00 Uhr zu einer Festveranstaltung in Audimax der Universität nach Hildesheim ein. Gemeinsam kehren die Teilnehmer zu den Anfängen zurück und erleben die Entwicklung der Hochschule bis heute. Der zweistündige Festakt bietet Raum für Austausch (Programm online). Der Festakt findet im Audimax der Universität Hildesheim (Universitätsplatz 1, 31141 Hildesheim) statt. Anlässlich der 70-Jahr-Feier erscheint ein Jubiläumsband. In den letzten Wochen haben sich bereits fast 300 Ehemalige aus allen Jahrzehnten bei der Universität gemeldet, darunter Schulleiter und Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Niedersachsen, die seit den 50er Jahren bis heute ihr Studium abgeschlossen haben. Viele haben der Universität nun Erinnerungen an ihre Studienzeit und den Berufsalltag zugeschickt. Etwa Rudolf Rückert, der sich nach seinem Studienabschluss 1953 in Alfeld an seine erste Schulklasse in Salzgitter mit 60 Jugendlichen erinnert: „Es gab kaum Schulräume, um die Enge zu überwinden, gingen wir möglichst oft ins Freie“, sagt Rückert, der bis in die 90er Jahre eine Schule in Salzgitter geleitet hat. Sein Tipp an heutige Lehramtsstudierende: „Als Lehrer muss man Kontakt zu den Schülern aufbauen, einen Draht finden, auf sie eingehen. In Schulpraktika merkt man, ob man das kann.“ Derya Akdağ ist heute Klassenlehrerin an einer Schule in Bockenem und unterrichtet Zehntklässler in den Fächern Englisch, Geschichte und Wirtschaft und eine 8. Klasse im Fach Werken. „Die Arbeit mit meiner Klasse und die Zusammenarbeit mit dem Kollegium ist bereichernd. An fast jedem Schultag stehe ich vor neuen Herausforderungen, die mich reich an Erfahrungen gemacht haben. Natürlich kracht es auch hier und da mal, das bleibt nicht aus. Mein Studium an der Universität Hildesheim hat mich vom ersten Semester an mit Hospitationen, Praktika und einer guten Betreuung auf diesen Beruf vorbereitet.“ Was es wirklich heißt, Lehrerin zu sein und über Stunden zu unterrichten, erlebt sie nun nach dem Abschluss ihres Referendariats in der Realität, im Schulalltag. Jeden Morgen fährt sie 60 km zur Schule und das „mit einem guten Gefühl“. „Ich bin froh da zu sein, wo ich jetzt bin“, sagt Derya Akdağ. Ehemalige können sich noch zu der Festveranstaltung anmelden. Über den Festakt hinaus können sie auch eigeninitiativ Jahrgangstreffen auf dem Campusgelände organisieren. Interessierte erreichen Maike Becker per E-Mail (maike.becker@uni-hildesheim.de) oder auch telefonisch (05121 883-90132). Wer Interesse hat, kann an einer Vorabendveranstaltung am Freitag im „Cooks and Wines“ oder an einer Stadtführung durch Alfeld und Hildesheim am Sonntag, 17. Januar, teilnehmen. Mit der 70-Jahr-Feier startet die Uni auch ein bundesweites Ehemaligen-Netzwerk. Ehemalige aller Fachbereiche können sich online registrieren und werden über aktuelle Entwicklungen informiert.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Stiftung Universität Hildesheim:

Jubiläumsband „70 Jahre im Dienste der Bildung. Von der Pädagogischen Hochschule Alfeld zur Stiftung Universität Hildesheim (1945 bis 2015)“, Wolfgang-Uwe Friedrich und Martin Schreiner (Hrsg.), Universitätsverlag Hildesheim, 72 Seiten

Lehrerausbildung heute:

Mittwochs im Hörsaal – und freitags im Klassenzimmer: Lehramtsstudierende der Universität Hildesheim sind im ersten Studienjahr einmal in der Woche in der Schule, das ist bundesweit besonders. Sie erhalten früh Einblicke in die Schulrealität, können die Berufswahl überprüfen und reflektieren. Im zweiten Semester halten sie eine erste Unterrichtsstunde. 500 Lehramtsstudierende starten jeden Herbst in ihr erstes Studienjahr. Mit etwa 2600 Studierenden bildet die Stiftung Universität Hildesheim rund ein Drittel der niedersächsischen Grund-, Haupt- und Realschullehrer aus. Schwerpunkte in der Lehrerausbildung liegen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache, Individuelle Förderung und Umgang mit Vielfalt im Klassenzimmer. Die Universität arbeitet in weiteren Praxisphasen im Verlauf des Studiums mit 250 Partnerschulen in Hannover, Hildesheim und der Region zusammen. Mehr über die Lehrerausbildung erfahren: „Willkommen im Schulalltag. Wie die Universität Hildesheim Lehrerinnen und Lehrer ausbildet", Reportagen und Interviews (Seite 46 bis 67) im Magazin der Universität Hildesheim, 2015 [PDF und epaper online] Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Preise für besondere Leistungen in Lehre, Forschung und Service

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„Universität bedeutet Gemeinschaft, wir sind eine große Familie. Wir freuen uns, dass neue Professorinnen und Professoren unser Team verstärken, unter anderem in den Bereichen Chemiedidaktik, Philosophie, Politikdidaktik und Weiterbildung“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich in dieser Woche während des Neujahrsempfangs der Universität Hildesheim. Jedes Jahr verleiht die Universität Preise für hervorragende Lehre, Forschung und Serviceleistungen. Die Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Die Preisträger sind:

Preis für hervorragende Forschung: Prof. Dr. Bettina Uhlig, Professorin für Kunstpädagogik

Der Preis für hervorragende Forschung geht an Prof. Dr. Bettina Uhlig vom Institut für Bildende Kunst und Kunstwissenschaft. Bettina Uhlig ist seit 2010 als Professorin für Kunstpädagogik und Didaktik der Bildenden Kunst an der Stiftung Universität Hildesheim tätig. Sie untersucht, wie Kinder Bilder wahrnehmen, produzieren und wie sich dies verändert. „Hierfür hat sie auf der Domäne ein bilddidaktisches Forschungsstudio eingerichtet. In Kooperation mit Grundschulen und Kindergärten führt sie ein Feldforschungsprojekt durch, das Aufschluss über die anthropologischen und kulturellen Grundlagen der Entwicklung von Bildlichkeit geben soll“, erläutert Vizepräsidentin Prof. Dr. Renate Soellner in ihrer Laudatio. Ihre Grundlagenforschung habe „einen hohen Anwendungsbezug“. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder über spezifische Imaginationsprofile verfügen. „So gibt es Kinder, deren narrative Imagination besonders prägnant ist, andere wiederum können sich Szenisches oder technische Zusammenhänge besonders gut vorstellen. Je nach Imaginationstyp differiert die bildnerische Praxis und führt bei einer gezielten Begleitung zu entsprechend unterschiedlich großen Fortschritten in der individuellen Bildpraxis von Kindern“, erläutert Soellner. Professorin Uhlig sei „ausgesprochen vernetzt“ und ist unter anderem Mitbegründerin des Forschungsnetzwerks IMAGO. „Ihre Forschungsergebnisse fließen sowohl in die fachdidaktische Diskussion als auch in die Praxis in Kindergärten und Schulen ein. Ihre Arbeiten sind somit im besten Hildesheimer Sinne an der Schnittstelle von Theorie und Praxis angesiedelt“, sagt Renate Soellner. So arbeitet die Professorin zum Beispiel mit dem Hildesheimer Dommuseum in der Lehrerausbildung zusammen. Lehramtsstudierende gehen gemeinsam mit Schulklassen und Kindergärten in das Museum, um über die Objekte zu sprechen. „Die Kinder und ihre Fragen sind uns wichtig", sagt Bettina Uhlig. In den vergangenen 30 Jahren ging es häufig um die Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Wie entwickeln Kinder ein historisches Bewusstsein für die Stadt, in der sie leben? Wie kann man die für Kinder vermeintlich schwierige und ferne alte Geschichte adäquat vermitteln? Die Professorin verlegt ihre Seminare für angehende Lehrerinnen und Lehrern aus dem Hörsaal in das Museum. Die Studierenden der Universität Hildesheim sammeln wertvolle Praxiserfahrungen in der Zusammenarbeit mit dem Dommuseum. „Jede Forschung braucht Resonanz, ich möchte mich bei den Kolleginnen und Kollegen für den Austausch und bei der Universitätsleitung für das positive Forschungsklima bedanken“, sagt Uhlig.

Preis für hervorragende Lehre: Dr. Guido Graf lehrt Kulturjournalismus

So viele Nominierungen wurden bisher noch nie eingereicht, freut sich Vizepräsident Prof. Dr. Jürgen Sander. 69 Vorschläge von Studierenden für den Preis für hervorragende Lehre gingen bei der Universität ein. Eine Jury – bestehend aus zwei Studierenden der Fachbereiche 1 (Nadine Federschmidt) und 2 (Simon Böker), der Studiendekanin des Fachbereichs 3 (Prof. Dr. Annette Sabban) und dem Studiendekan des Fachbereichs 4 (Prof. Dr. Klaus Schmid) – hat entschieden: Der  Preis geht an Dr. Guido Graf, der seit 2008 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft tätig ist. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Braunschweig studiert und seine Dissertation über den Briefwechsel zwischen den Schriftstellern Arno Schmidt und Hans Wollschläger (Lehrer-/Schülerverhältnis) geschrieben. Bevor er  nach Hildesheim kam, arbeitete er als freier Journalist für Zeitungen und den Rundfunk. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Literaturvermittlung, Sound-Poetik, Social Reading, Radio, Medientheorie, Gegenwartslyrik und Übersetzung.   Guido Graf „eröffnet in seinen Seminaren neue Wissenswelten, fordert heraus, ohne zu überfordern, er ist aufgeschlossen gegenüber Studierenden“, sagt der Student Jacob Teich über seinen Dozenten. „Guido Graf hört sich jede Idee an, gibt ihr Raum, diskutiert. Es geht ihm in der Lehre um individuelle Interessen, um Gemeinschaft, um Freiräume, in denen jeder sein Netz auswerfen kann, in denen ‚Hobbyangler‘ und ‚Profifischer‘ voneinander lernen.“ Der Dozent entgegnet auf die Laudatio: „Dass mir die Lehre so viel Spaß macht, hat vor allem etwas mit den hervorragenden Studierenden zu tun.“

Preis für hervorragende Serviceleistungen: Dezernentin Dr. Angelika Obstoj

Der Preis für hervorragende Serviceleistung ist ein Preis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, „die sich in ganz besonderem Maße für unsere Universität und damit für die Weiterentwicklung der Wissenschaft eingesetzt haben“, sagt der hauptberufliche Vizepräsident Dr. Matthias Kreysing. Die Preisträgerin ist Dr. Angelika Obstoj, Leiterin des Dezernats für Studienangelegenheiten. Seit 1988 arbeitet sie an der Universität Hildesheim. 1993 übernahm sie alle Sekretariats- und Verwaltungsaufgaben im Dezernat 3, Studium und Lehre, und war Ansprechpartnerin in der zentralen Studienberatung, „um Studieninteressierten im Erstkontakt Rede und Antwort zu stehen“, so Matthias Kreysing. „Ihr Engagement reichte und reicht immer noch über die ‚normalen‘ Aufgaben hinaus.“ So ist sie zum Beispiel Mitglied in der ständigen Senatskommission Lehramt (SKoLA) „und sehr aktiv in der Umsetzung eines Projekts zur Sprachlernunterstützung von Flüchtlingen, das vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium gefördert wird“. „In der für unsere Universität besonders wichtigen Phase der Stiftungswerdung war sie Vizepräsidentin für Lehre. Sie kennt die Universität aus all ihren Facetten wie sonst kaum jemand“, sagt Vizepräsident Kreysing über die Leistungen der Uni-Dezernentin im Wissenschaftsmanagement. „Ich schätze Frau Obstoj wegen ihres hohen Organisationstalents, ihrer ausgeprägten Fähigkeit zu selbständigen und selbstbewussten Arbeiten sowie für ihre allgemein geschätzte Kooperationsbereitschaft, die immer mit einem Blick fürs Ganze kombiniert ist.“

AStA-Podiumsdiskussion: Freiheiten in der Wissenschaft

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Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Stiftung Universität Hildesheim veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Freiheiten in der Wissenschaft". „In der Diskussion wird es um die Bedeutung der Stiftungsuniversität gehen – was sind ihre Vorteile, was ihre Nachteile? Und wie wirkt sich dieser Status auf die Lehre aus? Wie entsteht Autonomie und wie bleibt sie stabil? Wer hat Einfluss auf die Uni?", erläutert der Student Pascal Kubat. Er hat als AStA-Mitglied die Entwicklung der Universität in Hildesheim verfolgt. Die Stiftungsuniversität habe zum Beispiel mehr Gestaltungsspielräume bei der Berufung von Professorinnen und Professoren, so konnten neue Lehrangebote geschaffen werden, etwa in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache und Migrationspolitik. Von dem Lehrangebot profitieren Studentinnen und Studenten. Von der Veranstaltung erhofft sich der Student Pascal Kubat, „dass Studierende sich darüber austauschen, was eine Stiftungsuniversität ist, dass sie sich ein Bild machen und eine Meinung bilden“. Zum Beispiel über die Frage, ob und wie die Wirtschaft Einfluss auf die Uni habe. An der Podiumsdiskussion nimmt auch der Hildesheimer Universitätspräsident teil. „Ich habe gehofft, dass Herr Prof. Friedrich teilnimmt – er hat viel zu tun. Umso mehr freut es mich, dass er sich Zeit nimmt für die Gespräche und zugesagt hat“, sagt Pascal Kubat, der in Hildesheim Erziehungswissenschaften studiert.

Podiumsdiskussion

Die Podiumsdiskussion findet statt am 20. Januar 2016 um 18:00 Uhr im Musiksaal am Hauptcampus der Universität Hildesheim. Unter anderem sprechen Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich, der GEW-Bundesvorsitzende Andreas Keller, und ein Mitglied des AStA. Die Moderation übernimmt Johannes Ries. Zu Beginn der Diskussion sollen die Teilnehmer eine Aussage von jeweils zwei Minuten treffen. Sie werden sich zum Thema positionieren. Anschließend werden die Teilnehmer 50 Minuten miteinander diskutieren. Es bleiben am Ende noch 30 Minuten Zeit für Fragen aus dem Publikum.

Stiftungshochschulen in Niedersachsen

Niedersachsen schrieb Hochschulgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland. 2003 wurden fünf niedersächsische Hochschulen in die Trägerschaft öffentlich-rechtlicher Stiftungen überführt: die Universitäten Hildesheim, Göttingen und Lüneburg, die Tierärztliche Hochschule Hannover und die Hochschule Osnabrück. Damit verbunden sind mehr Gestaltungsspielräume: Die Stiftungshochschulen erhielten vom Gesetzgeber die Dienstherren- und die Bauherreneigenschaft sowie das Berufungsrecht.
„Wir verfügen über einen größeren Gestaltungsspielraum und konnten eigenverantwortlich neue Professuren schaffen. Dazu zählen: Frühpädagogik, Diversity Education, Inklusion und Bildung, Deutsch als Zweitsprache, Migrationspolitik, Sport-Bewegung-Gesundheit, Klinische Psychologie, Neurodidaktik, Kunstvermittlung, Szenische Musik, Kinder- und Jugendtheater, Interkulturelle Kommunikation, Computerlinguistik, Informatik und Wirtschaftsinformatik“, sagt Universitätspräsident Professor Wolfgang-Uwe Friedrich. Für die Studierenden sei dies ein „erheblicher Vorteil, denn wir haben Lehrangebote geschaffen, die vorher nicht existierten.“

Mathematik ist ein Teamsport

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Täglich greift Jan-Hendrik de Wiljes zu Stift und Papier. „Man fängt an, probiert aus, sucht Prinzipien. Dann führe ich viele Gespräche, es ist wichtig zusammenzukommen und Ideen unter Fachleuten zu präsentieren", sagt der Doktorand der Universität Hildesheim. Er ist in den Endzügen seiner Doktorarbeit, hat zuvor an Universitäten in Berlin und Hannover geforscht. Seit fünf Jahren arbeitet der Wissenschaftler am Institut für Mathematik und Angewandte Informatik der Universität Hildesheim. Er bildet Lehrerinnen und Lehrer aus, die Mathematik an Grund-, Haupt- und Realschulen unterrichten. De Wiljes gehört zu einem Team um Professor Jürgen Sander, das regelmäßig Fachleute aus der Zahlentheorie an einen Tisch holt, um sich über gelöste und ungelöste mathematische Probleme auszutauschen. Mathematikerinnen und Mathematiker von Graz über Ulm und Würzburg bis Hannover kommen Mitte Januar wieder zum Mathematischen Kolloquium an der Universität Hildesheim zusammen (Programm des Kolloquiums „Arithmetik an der A7"). Wer Jan-Hendrik de Wiljes zuhört, entdeckt, wie faszinierend mathematisches Denkens ist. Da sind zum Beispiel die Primzahlen, von denen der Doktorand mit Begeisterung berichtet. „Primzahlen sind die Bausteine der natürlichen Zahlen". Eine Zahl ist eine Primzahl, wenn man sie nur durch sich selbst und durch 1 teilen kann. Die 2, die 3, die 5, die 7, die 11. Während des mathematischen Kolloquiums „Arithmetik an der A7“ spricht unter anderem Helmut Maier von der Universität Ulm über die Lücken zwischen zwei aufeinanderfolgenden Primzahlen. Wie groß oder wie klein können diese Lücken sein? „Eine ungelöste Frage ist das Primzahlzwillingsproblem. Gibt es unendlich viele Paare, die sich nur durch 2 unterscheiden?", sagt de Wiljes über Paare wie 3 und 5, 11 und 13, 59 und 61. Primzahlen sind aber nicht nur von theoretischem Interesse, sondern haben im letzten Jahrhundert in der Kryptographie unerwartet praktischen Nutzen erfahren. „Wie kann man Daten im Internet sicher übertragen? Daten müssen zum Beispiel beim Online-Banking oder beim Austausch von E-Mail-Nachrichten sicher sein. Bekannt ist das RSA-Verfahren. Zwei natürliche Primzahlen, etwa 11 und 13, kann man leicht multiplizieren: 143. Diese 143 aber dann wieder aufzuteilen ist weitaus schwieriger, das zurückzuverfolgen dauert länger", erläutert der Mathematiker. Wie bringt man Kindern und Jugendlichen mathematisches Denken bei? Mit dieser Frage befassen sich Fachwissenschaftler und Fachdidaktiker in Hildesheim. Die Kryptographie sei ein „dankbares Arbeitsgebiet für Lehrerinnen und Lehrer", eine mathematische Theorie, die Anwendung im Alltag erfährt, beliebt bei den Lehramtsstudierenden, sagt de Wiljes. „Man muss erst ein gewisses Zahlenverständnis aufbauen, man muss wissen, was natürliche Zahlen, Grundrechenarten und Primzahlen sind – dann kann man mit der Kryptographie im Unterricht loslegen, etwa in der sechsten Klasse. Man kann Bezüge zu Computern herstellen, über den sensiblen Umgang mit Daten sprechen. Verschlüsselung ist das Thema überhaupt, auch für Erwachsene." Mit dieser Nähe zum Alltag, mit der Anwendung mathematischer Theorien haben die Mathematiker aber auch „sehr zu kämpfen". „Mathematik ist viel mehr als Anwendung. Eine ganze Menge an Problemen hat nichts mit der Realität zu tun. Vielen Personen erschließt sich dabei nicht der Sinn“, sagt Jan-Hendrik de Wiljes. Zudem sei die Realität komplex. De Wiljes nennt als Beispiel das Netz der Deutschen Bahn. „Möglichst viele Züge sollen zu passenden Zeiten die richtigen Orte passieren, Menschen transportieren, Lokführer und Maschinen müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und dann kommt das Wetter, Eis und Sturm. Ich kann das Problem nicht einfach in ein mathematisches Modell übertragen, es gibt viele Ungewissheiten." In der Mathematik hingegen könne er „störende Nebenfaktoren zunächst reduzieren, Eis und Regen weglassen". Es gehe darum „auch mit Objekten Kontakt zu haben, die keinen Bezug zur Realität haben". Mathematisch zu denken mache einfach große Freude – wie auch die Verbreitung des Rätsels „Sudoku" zeige. „Es muss nicht alles auf Anwendung getrimmt sein. Kinder in der Grundschule wollen ihren Kopf benutzen, sie haben viel Wissensdurst und Spaß beim Denken. Wenn wir Lehrerinnen und Lehrer ausbilden, die das gut transportieren und das mathematische Denken fördern, geht das nicht verloren", sagt der Mathematiker. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Jürgen Sander und Prof. Barbara Schmidt-Thieme unterstützen Studierende besonders im ersten Studienjahr, die fachlichen Grundlagen aufzufrischen und Methoden mathematischen Arbeitens zu vermitteln. Sie erwarten von den angehenden Grund-, Haupt- und Realschullehrern, dass sie in der Lage sind, ihr Fach mit Überzeugung und in seiner gesamten Breite zu unterrichten.

Weitere Informationen: Geschichte der Mathematik

Derzeit arbeiten Mathematiker der Universität Hildesheim an einem Band „6000 Jahre Zahlentheorie“. Die Arbeitsgruppe „Geschichte der Mathematik“ möchte darin verdeutlichen, wie zunächst Zahlen durch äußerst unterschiedliche Zeichen in den verschiedenen Kulturkreisen dargestellt wurden: Striche, Kerben, Zahlen in Keilschrift und Hieroglyphen, griechische und römische Zahlzeichen, indische und arabische Ziffern und Knoten der Inkas. Die Zahlentheorie als Lehre von der Teilbarkeit natürlicher Zahlen findet sich in ersten Ansätzen schon bei den Babyloniern, später bei den Griechen. Noch heute stellt der „euklidische Algorithmus“ des griechischen Mathematikers Euklid einen Weg dar, um den größten gemeinsamen Teiler zweier Zahlen zu ermitteln. In Europa erfuhr die Zahlentheorie zu Beginn der Neuzeit Aufschwung. Viète, Fermat und Euler leisteten die Pionierarbeit für das Werk des Braunschweiger Mathematikers Carl Friedrich Gauß und seine zahlentheoretische Untersuchungen „Disquisitiones Arithmeticae“ von 1801. Sie lieferten die Grundlage für den gewaltigen Aufschwung der Zahlentheorie im 19. und 20. Jahrhundert und ihre Erweiterungen in Gestalt der Algebraischen, Analytischen und der Additiven Zahlentheorie. Dabei macht die Hildesheimer Forschergruppe deutlich: Viele Bereiche der Zahlentheorie haben im Zeitalter der Computer unerwartet praktischen Nutzen zum Beispiel in der Kryptographie erfahren. Dabei geht es um die Sicherheit der Übertragung von Daten im Internet. Einst wurde die Zahlentheorie als „l’art pour l’art“ wegen ihrer Schönheit gepriesen, aber wegen ihrer geringen Anwendbarkeit oft gering geschätzt.

Digitale Lebenswelten: Freie und unabhängige Medien

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Freie und unabhängige Medien sind zentral für die Demokratie. Doch die Medienbranche steht zunehmend unter Druck. Die digitale Welt verändert Lebens- und Konsumgewohnheiten, neue Meinungsmarktplätze machen Zeitungen und Zeitschriften, Fernseh- und Radiosendern Konkurrenz. Die bewährten Geschäftsmodelle sind angezählt. Alexandra Borchardt, Chefin vom Dienst der Süddeutschen Zeitung, analysiert in ihrem Vortrag in der Reihe „Digitale Lebenswelten" an der Universität Hildesheim die Situation der Branche. Sie beschreibt fünf Trends der Digitalisierung, die jeden betreffen und führt aus, welche Konsequenzen Medienhäuser daraus ziehen und ziehen müssen. Der öffentliche Vortrag beginnt am Dienstag, 19. Januar 2016, um 19:15 Uhr in der Universitätsbibliothek am Universitätsplatz 1 in Hildesheim.

Vorlesungsreihe „Digitale Lebenswelten“

Die Reihe „Digitale Lebenswelten: Politik – Medien – Kommunikation" richtet sich an Bürger aus der Region, an Studierende und Lehrende. Organisiert wird die Vorlesungsreihe von den Instituten für Sozialwissenschaften, Interkulturelle Kommunikation sowie Informationswissenschaft und Sprachtechnologie. Interessierte sind herzlich eingeladen. Am 26. Januar 2016 wird das Buch „Soziale Medien in Protestbewegungen. Neue Wege für
Diskurs, Organisation und Empörung?“ vorgestellt. Welche Rolle spielen soziale Medien in Protestbewegungen? Dieser Frage gingen Prof. Dr. Marianne Kneuer und Dr. Saskia Richter im Jahr 2014 nach. Anlass für die Studie war die Beobachtung, dass der weltweiten Finanzkrise in 2011 Protestbewegungen in westlichen Demokratien folgten, die in mehr als 80 Ländern der Welt ein hohes Maß an Empörung auf die Straße brachten und zugleich intensiv soziale Medien nutzten, sagt Marianne Kneuer, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Hildesheim. Die Politikwissenschaftlerinnen haben Facebook- und Twitter-Postings von Aktivisten aus Spanien, Portugal, den USA, Großbritannien und Deutschland analysiert. Prof. Dr. Paul Nolte von der FU Berlin stellt das  Buch im Center of World Music in Hildesheim vor (Programm als PDF). Abschließend gibt die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Bettina Kluge am 2. Februar 2016 Einblicke in Forschungsergebnisse aus der Migrationslinguistik. Sie spricht über „Mehrsprachigkeit und Humor als identitäre Ressource – migrantische Bloggerinnen und Blogger in Quebec“ (Programm als PDF). Die Wissenschaftlerin hat Blogs von spanisch- und französischsprachigen Menschen untersucht, die nach Quebec auswandern oder auswandern wollen und die sich online mit anderen Migrationswilligen über ihre Erfahrungen austauschen. Medienkontakt: Pressestelle der Uni Hildesheim (Isa Lange, presse@uni-hildesheim.de, 05121.883-90100)

Zwischen Kunst und Politik

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Die Flüchtlingspolitik Deutschlands und Europas ist ein heftig diskutiertes Thema, nicht nur in Politik und Medien, sondern auch unter Künstlerinnen und Künstlern und Aktivistinnen und Aktivisten. Im Seminar „Zwischen Kunst und Politik. Kulturprojekte mit Flüchtlingen“ haben sich Studierende des Instituts für Sozialwissenschaften und des Instituts für Kulturpolitik auf die Suche nach künstlerischen Projekten gemacht, die Menschen mit Fluchterfahrungen zum Ausgangs- und Mittelpunkt ihrer Arbeit machen. Damit treffen die Projekte den Nerv der Zeit. Aber welchen Beitrag zur Diskussion leisten sie? Welche Ideen werden wo umgesetzt? Welche Haltungen im Umgang miteinander lassen sich in ihnen nachweisen? Verändern sich die Akteure im Laufe der Zeit? Gibt es Anbindungen an Kultur- und Bildungsinstitutionen? Welche Resonanz in Medien und Stadtgesellschaft erfährt das Projekt? Die Studentinnen und Studenten sind solchen Fragen nachgegangen. In Kleingruppen haben sie ausgewählte Projekte in der Tiefe analysiert und dazu auch mit den Protagonisten Kontakt aufgenommen. Die Ergebnisse der systematischen Untersuchung haben sie als eigenes künstlerisches Projekt aufbereitet: In einer Ausstellung mit performativen und musikalischen Beiträgen, begehbaren Installationen, Audio- und Filmeindrücken wird erlebbar wie Kunst und Kultur sich derzeit in der Flüchtlingsdebatte positionieren. Auch die Künstlerinnen und Künstler selbst werden vor Ort sein: Filmemacher bitten zum Gespräch, Musiker geben Kostproben ihres Könnens, Bücher hängen von der Decke, Fotografen diskutieren über ihre Bilder und vieles mehr. Die Ausstellung findet ausschließlich am 27. Januar 2016 von 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Burgtheater (Hs52/001) auf dem Kulturcampus der Universität Hildesheim statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Geleitet wird das Seminar von Professor Hannes Schammann vom Institut für Sozialwissenschaften und Nina Stoffers vom Institut für Kulturpolitik.

Zusätzliche Angebote: Vortrag „Globalisierung und Flucht“ und Workshop Theaterimprovisation

Im Anschluss an die Ausstellung findet am 27. Januar 2016 ein Vortrag zum Thema „Globalisierung und Flucht“ von Hannes Schammann, Juniorprofessor für Migrationspolitik an der Universität Hildesheim, statt. Der Vortrag beginnt um 20:00 Uhr auf der Domäne im Hohen Haus (Raum Hs 50/202). Der öffentliche und kostenfreie Vortrag ist Teil einer Qualifizierungsmaßnahme für ehrenamtlich Helfende in der Flüchtlingsarbeit, die vom Landkreis und der Stadt Hildesheim organisiert wird. Am Donnerstag, 28. Januar 2016, um 18:00 Uhr, findet auf dem Uni-Hauptcampus in Fortsetzung der Ausstellung ein Workshop des Berliner „Refugee Club Impulse“ statt. Darin werden die Referenten Methoden der Theaterimprovisation und des Creative Writing vorstellen, die gezielt auf ein „Empowerment“ von geflüchteten Menschen abzielen. Eine Anmeldung für den Workshop kann bei der Ausstellung erfolgen oder per E-Mail an Prof. Dr. Hannes Schammann (hannes.schammann[at]uni-hildesheim.de) und Nina Stoffers (stoffers[at]uni-hildesheim.de).
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